Seminar: Außenseiter in der Literatur (do 16-18 Uhr) - Details

Seminar: Außenseiter in der Literatur (do 16-18 Uhr) - Details

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General information

Course name Seminar: Außenseiter in der Literatur (do 16-18 Uhr)
Semester WiSe 2024/25
Current number of participants 22
maximum number of participants 24
Home institute Institut für Germanistik
Courses type Seminar in category Offizielle Lehrveranstaltungen
First date Thursday, 10.10.2024 16:15 - 17:45, Room: Seminarraum 16 (Raum E.11) [LuWu 2]
Participants Modul Master: Literaturgeschichte / Themen, Stoffe, Motive / Theorie, Geschichte und Arbeitsfelder der Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft
Modul Master: Literatur im Austausch und Widerspruch
Modul Master I (LA Gym., 1.und 2. Fach; LA Sek., 1. Fach; LA Fö/Sek.,1. Fach
Modul Master II (LA Gymn. 1. Fach)
Studiengänge (für) LA Gymn./LA Sek. u. Fö
Masterstudiengänge
SWS 2

Module assignments

Comment/Description

Hans Mayer, der sich als Jude und Homosexueller schon in den siebziger Jahren mit unserem Thema beschäftigte, stellt in seiner paradigmatischen Studie fest, dass Außenseiter immer schon eine bestimmende Kategorie der Literatur waren. Während die Aufklärung, so Mayer, darin zu scheitern droht, dass sie das Individuelle als Abweichung allgemeiner Normen und Gesetze zu nivellieren droht, war es für ihn allein die Literatur, die sich zum Statthalter des Inkommensurablen erklärte. Da die Literatur stets ein Ausdruck des Unangepassten war, ist es nicht verwunderlich, dass schon das antike, hellenistische Theater im Misanthropen, dem Menschenfeind, den Prototypen des Außenseiters, der sich der Gesellschaft willentlich entzieht, geschaffen hat. Ebenso wie der Misanthrop, der wie kein anderer den philosophischen Geist des heroischen Zynismus verkörpert, artikuliert auch der Wahnsinnige in Gestalt des Narren in der Kunst und in der Literatur der frühen Neuzeit die Wahrheit der existentiellen Tragik des Menschen und warnt vor einer gefährlichen und lebensfeindlichen Überschätzung der Vernunft. Einen tiefen Einschnitt im Denken über den Außenseiter liefern die Essays von Montaigne; während im Mittelalter und noch über weite Strecken in der Neuzeit geglaubt wurde, Normen und Regeln besäßen göttlichen Ursprung, ist es Montaigne, der zeigt, dass Gesetze, Normen und Regeln relativ, also von kulturellen und historischen Kontexten abhängig sind. Gesellschaften stellen ihre Regeln auf, die durch ein Machtgefälle innerhalb der Gruppe durchgesetzt werden. Howard S. Becker, der einen soziologischen Klassiker zu unserem Thema verfasst hat, kann zu Recht schreiben, dass abweichendes Verhalten von der Gesellschaft geschaffen werde. Sie stigmatisiert Menschen zu Außenseitern. Das Machtgefälle innerhalb einer Gruppe materialisiert sich in Institutionen wie Gerichten, der Polizei, Gefängnissen oder Erziehungsanstalten. Die gesellschaftliche Macht pflanzt sich außerdem als Instanz des Über-Ich (Freud,Elias) oder als generalisierter Anderer (Mead) in die Seele des Menschen fort. Die Außenseiter reagieren nun auf die Regeln der Gesellschaft mit einer sekundären Anpassung, die von Fluchtlinien, Täuschungsstrategien, psychologischen Abwehrmechanismen bis zur radikalen Infragestellung der Mehrheitsgesellschaft reicht. Die Hypothese des Seminars lautet, dass die Verfahren der sekundären Anpassung und ihre Folgen zu einem bestimmenden Motiv innerhalb der modernen Literatur werden.
Im Seminar werden folgende Autoren behandelt: Menander, Shakespeare, Judith N. Shklar, Erasmus von Rotterdam, Montaigne, Eichendorff, Keller, Melville, Mann, Kafka, Nabokov, Elias, Goffman, Howard S. Becker, Foucault, Patricia Highsmith, Frisch und Süsskind.

Admission settings

The course is part of admission "Beschränkte Teilnehmendenanzahl: Außenseiter in der Literatur (do 16-18 Uhr)".
The following rules apply for the admission:
  • A defined number of seats will be assigned to these courses.
    The seats will be assigned in order of enrolment.
  • The enrolment is possible from 30.08.2024, 10:00 to 10.11.2024, 23:59.