MLU
Seminar: Platon: Politeia - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Platon: Politeia
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 47
Heimat-Einrichtung Seminar für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Nächster Termin Mittwoch, 19.06.2024 14:15 - 15:45, Ort: Hörsaal XII [Löw]

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Aufbaumodul Praktische Philosophie: Geschichte (PHI.04964.01)/ PHI.07792.01 (PO 2023)

Ist es besser ein gerechter oder ein ungerechter Mensch zu sein? Wessen Leben wird am Ende das erfolgreichere und glücklichere gewesen sein – das des Gerechten, der sich an die Vorgaben der Moral hält, selbst wenn es ihm zum Nachteil gereicht, oder das des Ungerechten, der sich mit etwas Geschicklichkeit ungehindert nehmen kann, was er will? Dies ist die Leitfrage von Platons Dialog ‚Politeia‘, die kaum beantwortet werden kann, bevor nicht auch die zeitlos umstrittene Frage nach der Natur von Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit beantwortet ist. Platon wählt in Auseinandersetzung mit den überkommenen Ansichten seiner Zeit einen höchst originellen Ansatz zu ihrer Beantwortung: Wenn es uns zu identifizieren gelingt, wie eine gerechte Staatsverfassung aussehen müsste, dann können wir am Leitfaden des so gewonnenen Gerechtigkeitsverständnisses vielleicht auch bestimmen, worin eine gerechte Seelenverfassung des Einzelnen besteht – und ob sie ihn glücklicher macht als ihr Gegenteil.

Die damit anberaumte Verbindung von Ethik, Anthropologie und politischer Philosophie hat sich als äußerst wirkmächtig erwiesen, nicht zuletzt aufgrund der beeindruckenden Spannweite an Themen, die der Dialog diskutiert, und der ebenso kühnen wie streitbaren Thesen, die Platons Sokrates im Gespräch entwickelt: die Gliederung von Staat und Seele in drei Stände bzw. Teile, denen jeweils unterschiedliche Aufgaben, Tugenden und Wertigkeiten zukommen; die Frage nach der guten Erziehung und das staatliche Erziehungsprogramm für den Wächterstand, das mit einer umfassenden Kritik und Zensur dichterischer Erzeugnisse verbunden ist; die gleichberechtige Teilhabe von Frauen an Staat und Herrschaft, aber auch die Abschaffung jeglicher Privatheit im Rahmen einer ‚kommunistischen‘ Ordnung des Zusammenlebens; und nicht zuletzt die Herrschaft der Philosophen über den Staat, die durch ihr überlegenes Wissen um das Gute und seine Natur gerechtfertigt sei, ein Wissen, dessen besonderen Charakter Platons Sokrates in drei berühmt gewordenen Gleichnissen darlegt. Das Seminar wird die wesentlichen Thesen des Dialogs kritisch aufarbeiten und dabei auch seine literarische Seite betrachten.

Text Platon: Der Staat (Übers. Gernot Krapinger). Reclam 2017.