Der Mythos der industriellen Moderne imaginierte den technologischen Fortschritt als einen teleologischen Prozess und ignorierte lange Zeit die Tatsache, dass dieser Prozess von Brüchen und Irrwegen geprägt ist. Prozesse der (De-)Industrialisierung schafften sowohl Räume der Innovation und des strukturellen Wandels, als auch Zonen des technologischen Verfalls und der ökologischen Degradierung. Verlassene Infrastrukturen, industrielle Ruinen und vernarbte Landschaften zeugen heute von misslungenen Versuchen reibungslose Bedingungen für die Mobilität des Kapitals und der Technologie zu schaffen. Doch was kommt nach dem Fortschritt? Können diese Wunden geheilt werden? Und wie kann das Leben in den Ruinenlandschaften der industriellen Ära gelingen? “Learning to see” (Strathern 2013) heißt in diesem Zusammenhang vor allem die Anerkennung multipler Geschichten und Beziehungen, welche in den Landschaften des Spätindustrialismus eingeschrieben sind. Das Seminar fragt nach Ansätzen und Methodologien, welche die Diversitäten des sozialen und ökologischen (Zusammen-)Lebens in den vernarbten Landschaften des Spätindustrialismus sichtbar machen und untersuchen. Es werden dafür Perspektiven aus der Ethnologie, Humangeographie sowie anderen Disziplinen herangezogen und empirische Erhebungen in der (post-)industriellen Region im südlichen Sachsen-Anhalt durchgeführt.
Studienleistung: Wird in der ersten Stunde bekannt gegeben
