Meist sucht man in den Standartwerken zur neuzeitlichen jüdischen Geschichte vergeblich ein einschlägiges Kapitel zu sephardischen Haskalot in Nordafrika, Ägypten, Irak oder dem Yemen - im Unterschied zu den europäischen Haskalot. Das noch immer weit verbreitete Master-Narrativ vom "Niedergang" des Islam seit 1600, einschließlich seiner jüdischen Minderheit, scheint bis heute die Erforschung der jüdischen Lebenswelten in den genannten Regionen stark zu behindern. Seit den 90iger Jahren gibt es einige wenige Forscher*innen, die das jüdisch-muslimische Verhältnis auf den Gebieten der Poesie und Musik analysiert haben. Insbesondere in den letzten Jahren rücken aber weitere Genres (Journale, Geschichtsschreibung, Übersetzungen, Literatur) jüdischer Autor*innen ins Blickfeld. In diesem Zusammenhang ist insbesondere das mögliche Projekt einer sephardischen/mizrachischen Haskala in Nordafrika und Bagdad behauptet worden. In der Übung werden zentrale Aufsätze oder Kapitel der hebräischsprachigen Forschungsliteratur zu diesem Thema gelesen und diskutiert.