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Seminar: BA Jüdisches Denken als offenes Zentrum - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: BA Jüdisches Denken als offenes Zentrum
Veranstaltungsnummer OSW.05716.02
Semester SS 2021
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 5
Heimat-Einrichtung Jüdische Studien / Judaistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Dienstag, 20.04.2021 10:30 - 12:00
ECTS-Punkte 5 LP

Themen

Wie kann ein Denken „jüdisch“ sein? Problematisierung des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“, (Neu-)bestimmungen des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“: Das Verhältnis von Kontext und Zentrum, Wie gelangte im Kontext des Bagdad im 10. Jh. die philosophische Logik in die jüdischen Traditionen?, Ein zweiter (kritischer) Glaubensbegriff seit Saadia Gaon: amānāt/ emunot nicht nur als „Vertrauen“, sondern auch als „Prinzip“, Maimonides‘ Projekt der „13 Prinzipien“ (uṣ ūl/ikkarim) im Kontext des Nordafrika der Almohaden, Die Ikkarim 1-3 im geistesgeschichtlichen Kontext des Ägypten im 12. Jahrhundert, Die Definition des Götzendienstes (Idolatrie) in den Ikkarim 4 + 5 im Vergleich zu seiner Behandlung in arabischen Quellen, Die (mosaische) Prophetie in den Ikkarim 6 + 7 : Reibung zwischen religiösem Gesetz, Politik und Philosophie, Das jüdische Gesetz in den Ikkarim 8 und 9 gegenüber den (Staats-)Gesetzen anderer Völker, Die Konzepte der Providenz und Lohn/Strafe in den Ikkarim 10+11 im Kontext der großen Maimonides-Kontroverse im 13. Jahrhundert, Maimonides‘ politische Deutung der Ankunft des Messias im 12. Ikkar, Regionale Lesarten von Maimonides‘ 13. Ikkar zur Auferstehung von den Toten und dem Ewigen Leben

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Dienstag: 10:30 - 12:00, wöchentlich

Studienbereiche

Kommentar/Beschreibung

Das Judentum kennt keine grundlegenden Prinzipien oder Grundsätze im Sinne von zeitlos gültigen Dogmen, zu denen sich zu bekennen die Kohärenz dieser Religion bewirkte. Vielmehr gibt es einige zentrale Annahmen, deren – oft kontroverse – Diskussionen sich über die Jahrhunderte verfolgen lassen. Zu diesen Annahmen gehören etwa die Erwählung des Volkes Israel, die biblischen Prophetien, Lohn und Strafe, die Erlösung oder der Gebots- bzw. Gottesgehorsam (anlässlich der Beinahe-Opferung Isaaks durch Abraham in Gen 22). Es lässt sich also eine gewisse Kontinuität hinsichtlich einer fortdauernden Diskussion dieser Motive feststellen, nicht jedoch hinsichtlich ihrer Antworten. Diese sind vielmehr stark von der Interaktion mit der jeweiligen umgebenden Kultur abhängig, in der sich die jüdischen Gemeinschaften regional befanden. Das Seminar möchte einerseits in einige dieser kontinuierlich diskutierten zentralen Motive einführen, als auch eine Vorstellung von der Offenheit der Antworten vermitteln im Sinne ihrer permamenten Wiederentdeckung in der Interkation mit wechselnden kulturellen Kontexten. Anhand der Problematisierung des Begriffs der "jüdischen Philosophie" zu Beginn des Seminars soll das Konzept des "offenen Zentrums" vorgestellt werden. Anschließend soll diese Behauptung eines Anti-Essentialismus als wichtige Eigenschaft jüdischen Denkens ausgerechnet an den 13 Prinzipien (Ikkarim) des Moses Maimonides veranschaulicht werden, welche oft missverständlich als jüdische Dogmen bezeichnet werden. Dabei soll gezeigt werden, wie nicht nur des Maimonides' Projekt der Ikkarim an sich ein Produkt kontextueller Dynamiken im muslimischen Ägypten des 12. Jahrhunderts war, sondern auch seine Ausführungen im Detail zu Fragen wie der Einheit, Unkörperlichkeit und Existenz Gottes oder zur Prophetie oder zur Wiederauferstehung.

Literatur:
Oliver Leaman, Jewish Thought. An Introduction, New York 2006.
Yoram Hazon, The Philosophy of Hebrew Scripture, Cambridge: Cambridge University Press 2012.
Steven M. Wasserstrom, The Islamic social and cultural context, in: Daniel H. Frank, Oliver Leamn (eds.), History of Jewish Philosophy, London/New York, 2003, 93-114.
Menachem Kellner, Dogma in Medieval Jewish Thought, Oxford 1986