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Seminar: [BA-EM] [Seminar] "Asoziale" im Nationalsozialismus - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [BA-EM] [Seminar] "Asoziale" im Nationalsozialismus
Semester WS 2021/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 25
erwartete Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 11.10.2021 15:30 - 17:00, Ort: Hörsaal D (26) [Mel]
SWS 2

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Menschen, die abseits der hegemonialen Norm von der Mehrheitsgesellschaft verortet und als Gruppen definiert werden, sind stets Ausgrenzung und Ablehnung ausgesetzt. In modernen Gesellschaften rückt bei der Betrachtung, ob ein Mensch als Mitglied oder als Außenseiter gesehen wird, meist die ökonomische Nutzbarmachung in den Vordergrund. Doch auch Sexualität, die Gestaltung des Lebens selbst, etwa die gewählte Wohnform, die Verweigerung der als „normal“ betrachteten Aktivitäten oder die Partizipation an als „abnorm“ aufgefassten Tätigkeiten gehören dazu.
Während des Nationalsozialismus sahen sich gesellschaftliche Außenseiter einer bereits ab 1933 eintretenden Verfolgung ausgesetzt, die sich in den Folgejahren kontinuierlich verschärfen sollte. Der Begriff des „Asozialen“ und die damit stigmatisierten Gruppenkonstruktionen hatten ihren Ursprung dabei nicht im nationalsozialistischen Deutschland, dort jedoch eine immense Aufwertung und erbbiologische Umdeutung erlangt. Dabei waren es weniger eugenische Maßnahmen, die den größten Einfluss auf die Ränder der Gesellschaft ausübten, als es der polizeiliche Zugriff auf als „asozial“ klassifizierte Menschen war, der sich nach der Machtübernahme mithilfe von Sondererlassen und Verordnungen in intensiver Form zuspitzte. Eine konsistente Definition des Begriffs sollte es jedoch auch bis zum Kriegsende nicht geben und so blieb der Zugriff auf „Asoziale“ durch die Möglichkeiten des NS-Terrors vielschichtig. Nach Kriegsende waren jene, die in den Konzentrationslagern den schwarzen Winkel getragen hatten, oftmals Ausgegrenzte, deren schmerzhafte Erfahrungen noch lange Zeit gesamtgesellschaftlich als selbstverschuldet wahrgenommen worden ist. In der historischen Forschung erfuhr das Thema der „Asozialen“ im Nationalsozialismus insbesondere ab den 1990 an Beachtung, seit jüngster Zeit wird sich auch politisch der Aufarbeitung der Verfolgung „Asozialer“ im Nationalsozialismus verstärkt gewidmet. Im Seminar werden wir uns mit der Konstruktion der „Asozialen“ im Nationalsozialismus und der Geschichte ihrer Verfolgung beschäftigen. Dafür werden wir zuerst einen Blick auf das Konzept der „Volksgemeinschaft“ werfen, bevor darauf geschaut wird, wer nicht zu dieser gehören sollte. Um Brüche und Kontinuitäten des politischen und gesellschaftlichen Umgangs mit gesellschaftlichen Außenseitern deutlich zu machen,
werden wir uns zudem mit der Tradierung von Vorurteilen und Diskriminierungen gegenüber „Asozialen“ vor und nach dem Nationalsozialismus auseinandersetzen.

Literaturempfehlungen:
Wolfgang Ayaß: „Asoziale“ im Nationalsozialismus, Stuttgart 1995;
Julia Hörath: „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ in den Konzentrationslagern 1933 bis 1938, Göttingen 2017.