Seminar: BA_SE:P/R - Ethnologie der Gefängnisse und Inhaftierung - Details

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname	Seminar: BA_SE:P/R - Ethnologie der Gefängnisse und Inhaftierung
Untertitel	(Dr. Mascha Schulz)
Veranstaltungsnummer	BA_SE:P/R
Semester	SoSe 2023
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden	33
Heimat-Einrichtung	Ethnologie/Kulturvergleichende Soziologie
Veranstaltungstyp	Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin	Montag, 17.04.2023 10:00 - 12:00, Ort: Seminarraum Ethnologie
SWS	2
Sonstiges	Alte Bezeichnung: SE_ I (A)

Lehrende

• Dr. Mascha Schulz

Räume und Zeiten

Seminarraum Ethnologie

Montag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (12x)

Studienbereiche

• Philosophische Fakultät I - Sozialwissenschaften und historische Kulturwissenschaften > Institut für Ethnologie und Philosophie > Ethnologie > Bachelor Ethnologie 60/90

Modulzuordnungen

• Ethnologie Ethnologie90, Akkreditierungsfassung gültig ab WS 2019/20 > Pflichtmodule > PHI.07689.01 - Systematische Ethnologie: Politik/Recht (SE:P/R) PO2022, gültig ab SoSe 2023 > LV 1: Kursus (Vorlesung oder Seminar)
• Ethnologie Ethnologie60, Akkreditierungsfassung gültig ab WS 2019/20 > Pflichtmodule > PHI.07689.01 - Systematische Ethnologie: Politik/Recht (SE:P/R) PO2022, gültig ab SoSe 2023 > LV 1: Kursus (Vorlesung oder Seminar)

Kommentar/Beschreibung

Gefängnisse werden gemeinhin als Strafinstitutionen gesehen. Wenngleich für die meisten heute ganz selbstverständlich, ist Inhaftierung als die Strafinstitution eine vergleichsweise neue, manche würden sagen „moderne“, Entwicklung. Die Bewertung dieser ist umstritten: Idealistische Perspektiven sehen Gefängnisse als Überwindung von vermeintlich grausameren Formen von Strafe und heben das Potenzial der Rehabilitation Krimineller hervor. Gefängnis-kritische Stimmen wenden hingegen ein, dass diese Institution – insbesondere im Zuge des „punitive turn“, also der zunehmenden Ausweitung von Inhaftierungen und Zwangsunterbringungen – Ungleichheiten reproduziert und damit aufgrund von Armut, Milieu-Abstammung und Rassismus marginalisierte Menschen abstraft. Gefängnisforschung war lange Zeit vornehmlich in der Soziologie und Kriminologie verortet. In den letzten Jahren sind jedoch verstärkt ethnologische Studien entstanden. Diese heben hervor, dass Inhaftierungen keinesfalls nur kriminalrechtlich-formale Prozesse sind, sondern gesellschaftlich bedingt und sich in Interaktion mit anderen Veränderungen wandelnd. Laut Didier Fassin sind sie „simultaneously a reflection of society and the mirror in which it sees itself” (Fassin 2016: 13).
In diesem Kurs wollen wir uns diesen neueren Ansätzen zuwenden und dabei den folgenden Fragen nachgehen: Welchen Beitrag kann die Ethnologie zum Verständnis von Gefängnissen als sozio-politische Institutionen leisten und wie unterscheiden sich ethnographische Perspektiven beispielsweise von denen in soziologischen Arbeiten? Die ethnographische Gefängnisforschung ist weitestgehend auf den Globalen Norden fokussiert. Wieso ist dies so und welche Implikationen hat das für unsere Perspektive auf Gefängnisse und gesellschaftliche Ordnung? Inwieweit sind post- oder de-koloniale Perspektiven auf Gefängnisse möglich? Wie wird Inhaftierung, insbesondere wenn sie umstritten ist, gesellschaftlich zwischen Akteur:innen der Medien, Aktivist:innen, Richter:innen, Vollstreckungsbeamt:innen, Politiker:innen etc. verhandelt?

Modulleistung: Hausarbeit

Besonderheiten: Neben intensiver Textlektüre werden wir in dem Seminar auch mit dokumentarischen Filmelementen, sowie einer kurzen Exkursion, arbeiten.