Seit der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts bestimmt eine beschleunigte Urbanisierung der Gesellschaft die Wahrnehmung und Erfahrung der Stadt. Es entsteht die moderne Großstadt oder, wie einst Henri Lefèbvre beobachtete, das „urbane Phänomen“. Insbesondere diese Tatsache und die alltägliche urbane Erfahrung von Modernisierung bestimmen die Großstadt in Lateinamerika als priviligierten Ort der Imaginationen von medialen (Anti)Utopien oder neuen gesellschaftlichen Entwürfen in die Zukunft. Literarische urbane Diskurse haben hier eine zentrale Bedeutung, Ängste und Wirklichkeitsvorstellungen zu artikulieren. Mehr noch, sie intervenieren in die Großstadt, um sie neu zu erzählen oder sogar zu entwerfen. Das Seminar möchte diesem Verhältnis von Literatur und Stadt nachgehen und dabei ausloten, ob es alternative (lebenswerte) Entwürfe zu den sogenannten Megastädten gibt. Dabei soll vor allem auf die Momente des Wahrnehmen, Beschreiben und Erzählen der Großstadt eingegangen werden, um in den literarischen Diskursen eine theoretische und kritische Auseinandersetzung mit der Stadt als auch ästhetische Erneuerung zu bestimmen.