Von Max Wiener werden 1933 „Religion“ und „Religionsphilosophie“ als Begriffe kenntlich gemacht, die sich auf Grund ihrer christlichen Herkunft gegen einen vorbehaltlosen Gebrauch im jüdischen Kontext sperren: Während Religion auf einem Akt des Glaubens basiere, stehe im Zentrum des Judentums das Religionsgesetz. Bewusst knüpft Wiener an eine Diskussion an, die von Moses Mendelssohn 1783 eröffnet und von Leo Baeck in der Auseinandersetzung mit Adolf von Harnack fortgeführt wurde. Obwohl die Auseinandersetzung mit Hegel, Schleiermacher, Kierkegaard, Troeltsch, Otto etc. wichtige Wegmarken der Diskussion bilden, ist beginnend mit dem religionsphilosophischen Spätwerk des Neukantianers Hermann Cohen eine zunehmende Verselbständigung der jüdischen Diskussion um Religion und Philosophie zu konstatieren. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 beschleunigt diesen Prozess mit der Umkehr der Emanzipation der deutschen Juden. Das Seminar möchte an Hand paradigmatisch ausgewählter Textausschnitte aus den in der Literaturliste genannten Werken die Leitlinien der deutsch-jüdischen Religionsdiskussion im 20. Jh. aufzeigen.