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Übung: (BA-VM-S) Diktatur. Anatomie einer Herrschaftsform - Details
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Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Falls wir bisweilen zu der Annahme neigen, die Demokratie sei die „normale“ Form von Staatlichkeit, belehrt uns der Blick auf die wachsende Zahl sogenannter illiberaler Demokratien schnell eines Besseren. Die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt ebenfalls, dass Diktaturen keinesfalls die Ausnahme, sondern vielmehr der Normalfall waren: Während der sogenannten „Welle der Diktaturerrichtungen“ in den 1920er und 1930er Jahren wurden nach und nach in fast ganz Europa liberaldemokratische durch autoritäre Regimes ersetzt. Auch nach dem Sieg der Alliierten im Zweiten Weltkrieg, der vermeintlich einen neuen Siegeszug der Demokratie eingeläutet hatte, waren Diktaturen überall auf der Welt an der Tagesordnung – man denke etwa an die kommunistischen Diktaturen im sowjetischen Herrschaftsbereich, die Militärdiktaturen in Asien und Lateinamerika oder an Portugal und Spanien, die bis in die 1970er Jahre hinein diktatorisch regiert wurden. Mittlerweile ist auch die kurzfristige Euphorie derjenigen verebbt, die nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Diktaturen in den Jahren 1989-1991 eine „dritte Welle“ der weltweiten Demokratisierung prophezeiten.

In diesem Seminar beschäftigen wir uns anhand ausgewählter Quellen zum einen mit den theoretischen Debatten um Diktaturen, wie sie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts in Europa geführt wurden. Zum anderen soll es darum gehen, ausgewählte Aspekte diktatorialer Herrschaft am Beispiel verschiedener Diktaturen des 20. Jahrhunderts zu beleuchten. Auf der Grundlage von Quellen und wissenschaftlicher Forschungsliteratur werden wir gemeinsam über die folgenden Fragen diskutieren: Was hat es mit dem Begriff der „Diktatur“ auf sich und inwiefern unterscheidet sich diese Herrschaftsform von demokratisch verfassten Gemeinwesen? Wie wurde diktatoriale Herrschaft begründet und legitimiert? Welche Rolle spielten Zwang und Gewalt, welche Rolle Akzeptanz oder sogar begeisterte Zustimmung in der Bevölkerung bei der Errichtung und Konsolidierung von Diktaturen? Welche Versprechungen und Erwartungen waren mit der autoritären Organisation von Gesellschaften verknüpft? Warum legten und legen Diktaturen so viel Wert auf die Selbstdarstellung als „Demokratie“? Was wissen wir über den Alltag unter Diktaturen und welchen Einfluss übten diese auf die Organisation von Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft aus? Und unter welchen Gesichtspunkten kann man die Diktaturen des 20. Jahrhunderts miteinander vergleichen?

Es ist das Ziel der Übung, einen Einblick in die Debatten um diktatoriale Herrschaft zu vermitteln und vertieftes Wissen über die Diktaturgeschichte des 20. Jahrhunderts zu erlangen. Darüber hinaus geht es darum, mit verschiedenen Ansätzen und Methoden der Geschichtswissenschaft vertraut zu werden. Schließlich bietet die Übung Gelegenheit, die Arbeit mit historischen Quellen und das wissenschaftliche Schreiben zu üben.

Zu den von Ihnen in der Übung zu erbringenden Studienleistungen gehören die sorgfältige Lektüre (zum Teil englischsprachiger) Vorbereitungstexte für die einzelnen Sitzungen, die engagierte Mitarbeit im Seminar und das Verfassen verschiedener schriftlicher Ausarbeitungen.

Literaturempfehlung:
Detlef Schmiechen-Ackermann: Diktaturen im Vergleich. 3. Auflage, Darmstadt 2010.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: (BA-VM-S) Diktatur. Anatomie einer Herrschaftsform".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 22.03.2021, 00:00 bis 12.04.2021, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.