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Blockveranstaltung: Die Ästhetik des politischen Radios. Praktikumsseminar in Zusammenarbeit mit dem Freien Radio Corax (Termine siehe Beschreibung) - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Blockveranstaltung: Die Ästhetik des politischen Radios. Praktikumsseminar in Zusammenarbeit mit dem Freien Radio Corax (Termine siehe Beschreibung)
Untertitel (Modul B.A.: Praktikum / Angewandte Literaturwissenschaft
Semester WS 2016/17
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 3
erwartete Teilnehmendenanzahl 15
Heimat-Einrichtung Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Blockveranstaltung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Vorbesprechung Montag, 10.10.2016 18:00 - 20:00
Erster Termin Montag, 10.10.2016 18:00 - 20:00
Studiengänge (für) BA 60/90

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Montag, 10.10.2016 18:00 - 20:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Bertolt Brecht sprach von dem jungen Massenmedium des Radios als ein „ungeheures Kanalsystem“: Im Radio sah Brecht die Möglichkeit, die monologische und exklusive Kommunikation und die bloß genießende, elitäre Kunsterfahrung der klassischen Öffentlichkeiten von Theater und Belletristik zu verlassen. Das Radio verstand er als die technische und mediale Bedingung, die in den alten Medien und Künsten eigentlich unadressierten arbeitenden Massen emanzipatorisch zu schulen, auf dass sie intellektuell und schließlich politisch aktiv würden. In diesem Sinn verfasste Brecht als Literat eine der ersten Radiotheorien und darüber hinaus dem Medium Radio adäquate ‚Lehrstücke‘. – Indes waren inhaltliche Setzung und praktische Bedeutung des Radios hart umkämpft: So wie auch Albert Einstein im Radio das technische Moment der Völkerversöhnung sah und Revolutionäre das Radio mit wenigen Handgriffen als Sender umbauten und ‚Funkerspuk‘ fabrizierten, so schnell erließ die deutsche Politik Genehmigungspflicht für alle Radios, verbot den Vertrieb von Radios mit der Möglichkeit zur ‚Rückkopplung‘ und ahndete etwa im Nationalsozialismus das Hören ausländischer Sender mit KZ.
Die Geschichte des Radios als Medium politischer Öffentlichkeit ist zu einem großen Teil auch die Geschichte der Literatur des 20. Jahrhunderts … und zwar von maßgeblich sozial-kritischen bzw. kommunistischen Autoren: Bertolt Brecht, Walter Benjamin, Ernst Toller, Lion Feuchtwanger, Friedrich Wolf, Peter Weiss usw. Dies hat sich bis in die heutigen Tage gehalten. Neben der ungebrochen theoretischen Überhöhung des Mediums Radio für die politische Aufklärung etwa durch den Literaten H.M. Enzensberger gibt es immer noch und insbesondere angestachelt durch neue Mediengesetzgebungen, die in den 1990er Jahren Frequenzen für Offene Kanäle und Freie Radios öffneten, eine beachtliche Anzahl von Radio-Produktionen, die politische Emanzipation verfolgen. So verfasste Maxi Obexer 2015 mit Illegale Helfer ein Hörspiel, das das Publikum mittels Fall-Beispielen in aktiver, aber illegaler Flüchtlingshilfe instruierte.
Aus Anlass des Festivals Radio Revolten in Halle, das sich dem Radio als Ort ästhetischer und politischer Emanzipation verschrieben hat (1.–30.10.2016; radiorevolten.net), möchte das Seminar die Verbindung zwischen Radio und kritischer Literatur zum einen rekapitulieren, zum anderen aber vor allem aktualisieren. Neben einem Überblick über historische und gegenwärtige Radioformate verschiedener Autoren – dafür werden wir auch Angebote des Radio Revolten Festivals wahrnehmen – zielt das Seminar darauf, selbst entsprechende Formate zu produzieren, d.h. ein Radioprojekt (bestenfalls in kleinen Gruppen) von kurzer Länge zu entwickeln, in Gesprächen zu schärfen und zu vertreten, letztlich zu produzieren und zu präsentieren. Auch wenn es nicht danach klingt: Die Freude am Machen, das konzeptuelle wie technische Experiment soll im Vordergrund stehen. All das findet in enger Kooperation mit dem Freien Radio Corax statt (959.radiocorax.de).

Folgende Seminar-Termine sind gegeben: (1) Vorbereitungstreffen Mo., 10.10., 18–20 Uhr; (2) 1. Block am Sa., 22.10. und So., 23.10.; (3) 2. Block am Fr., 4.11. und Sa., 5.11.; (4) Abschluss des Projekts nach Terminabsprache.

Wer kann (kein Muss!), der besuche eines der beiden Seminare der Landesmedienanstalt im halleschen Medienkompetenzzentrum, die in die Technik und die Organisation des Rundfunks einführen: 26. bis 30.9.2016 oder 6. u. 7.10.2016:
http://www.msa-online.de/medienkompetenz/seminarkalender/seminardetails.html?id=2016+165, http://www.msa-online.de/medienkompetenz/seminarkalender/seminardetails.html?id=E+2016+001
Das Seminar ist auf 15 TeilnehmerInnen beschränkt; für Nachfragen stehe ich selbstverständlich und gerne zur Verfügung (steffen.hendel@germanistik.uni-halle.de)

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Anmeldung gesperrt (global)".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist gesperrt.