Seminar in category Offizielle Lehrveranstaltungen
First date
Thursday, 19.10.2023 10:15 - 11:45
Participants
Diese Lehrveranstaltung ist im Studienbegleitprogramm von gender*bildet (Zertifikat Gender Studies) anrechenbar. Nähere Informationen finden Sie unter diesem Link (https://www.rektorin.uni-halle.de/stabsstellen/vielfalt-chancengleichheit/gender_bildet/angebote_studierende/zertifikat/).
Häufig redet man von der jüdischen Geschichte. Es ist jedoch fraglich, ob dieser neuzeitliche Begriff der Geschichte (als Kollektivsingular) die Dynamik der jüdischen Traditionen abbilden kann. So sagte einmal der Kulturhistoriker Shlomo Pines: „Jeder Versuch, über 'jüdische Kultur' zu reden, welcher nicht auf dem Bewusstsein beruht, dass sie in Wahrheit eine multikulturelle Angelegenheit ist, muss letztendlich als Verfälschung historischer Tatsachen scheitern“. Tatsächlich schließt diese Position eine Vorstellung von der einen jüdischen Geschichte im Singular als unhistorisch aus. Man kann nicht anders, als weltweit eine Vielzahl von relativ unabhängigen jüdischen Kulturen zu konstatieren, deren Herausbildung durch ihre Beteiligung an lokalen kulturellen Zentren wesentlich bedingt war. Dass es durchaus die Idee von dem einen jüdischen Volk gibt, ist eine Tatsache, welche eher dem jüdischen Bewusstsein zuzuschreiben ist.
Ziel der Veranstaltung wird es sein, anhand ausgewählter Beispiele literarischer Zeugnisse zwischen dem Mittelalter und der Neuzeit zu verdeutlichen, wie sich die Vielgestaltigkeit der jüdischen Kulturen aus ihrem engen Kontakt mit regionalen Zentren kultureller Aktivität herausgebildet hat.
Literatur:
Biale, David (Hg.): Cultures of the Jews. A New History, 3 Bde., New York 2002
Brenner, Michael: Von einer jüdischen Geschichte zu vielen jüdischen Geschichten, in: Jüdische Geschichtsschreibung heute, München 2002, 17-35
Funkenstein, Amos: Jüdische Geschichte und ihre Deutungen, Frankfurt 1995
Myers, David N.: Einleitung, in: Jüdische Geschichtsschreibung heute. Themen, Positionen, Kontroversen, hg. von Michael Brenner und David N. Myers, München 2002, 7-16
