Ausgehend vom Mythos des Geschwisterkonflikts in Gen 4 werden Überlegungen zur religiösen Verankerung der Ethik im Alten Testament angestellt. Der unterschiedliche Umgang mit der Problematik in der Jakob-Esau-Überlieferung, der Josefsgeschichte, im Konflikt der beiden Davidsöhne und im Gleichnis vom verlorenen Sohn wird an den entsprechenden Texten untersucht. Schon ein erster Blick auf die Texte zeigt, dass es bei der religiösen Fundierung der Ethik nicht um etwas heteronom Gesetztes, sondern um eine tragfähige, die eigene Begrenztheit transzendierende Gerechtigkeitsvorstellung geht. Dabei spielt die religiöse und sozialethische Funktion des Opfers eine zentrale Rolle.