MLU
Seminar: [BA-B] [Seminar/Übung] Nationen und Nationalismus im Mittelalter... und in den Mittelalterbildern der Moderne - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: [BA-B] [Seminar/Übung] Nationen und Nationalismus im Mittelalter... und in den Mittelalterbildern der Moderne
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 31
maximale Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 10.10.2022 14:00 - 16:00, Ort: Seminarraum 16 (24) (Raum E.11) [LuWu 2]
Lernorganisation Im Osten Europas wurde die Berufung auf das Mittelalter im Februar 2022 erschreckend aktuell. Zur Begründung des Ukraine-Kriegs nahm Wladimir Putin Bezug auf die Kiever Rus, ein eigentlich von Skandinaviern gegründetes fragiles politisches Gebilde, um vermeintliche Ansprüche auf ein Großrussland historisch zu legitimieren. Doch auch andere Akteure referierten auf das Mittelalter, um Gegenpunkte zur Politik Wladimir Putins zu schaffen: So schlugen russische Oppositionelle im März 2022 vor, die russische Trikolore, die in der Tradition des Großfürstentum Moskaus stände, durch die Fahne Nowgorods zu ersetzen, um sich auf eine republikanische Tradition zu berufen. In diesen Beispielen geht es um die Konstitution von nationaler, bisweilen nationalistischer, Identität unter der Berufung auf das Mittelalter.
Das steht im Widerspruch zu dem, was die Geschichtsforschung zum Mittelalter und zu Nationen sagt: Demnach sind Nationen eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und „Nation“ ist ein ungeeigneter Begriff, um soziale Gruppenbildungen im Spätmittelalter zu beschreiben. “Nationen“ gab es allenfalls an den Universitäten, um die verschiedenen Studentengruppen zu beschreiben. In einer Welt, in der es keine Nationalstaaten gab, war Identität ein sehr viel komplexeres Phänomen. Sie definierte sich über regionale Aspekte, über Sprache, über Religion, über gemeinsame Freunde und Feinde, über Selbstbilder und Fremdzuschreibungen.
Das Seminar fragt nach Phänomenen der „Nation“ im Mittelalter und in den Mittelalterbildern der Gegenwart und vermittelt dabei die Grundkompetenzen historischen Arbeitens. Ziel dieses Seminars ist es, diesem Widerspruch nachzugehen, ohne ihn auflösen zu müssen. Es fragt danach, was Nation im Mittelalter faktisch bedeutete und wie sich soziale Gruppen stattdessen bestimmten. Und zugleich fragt es danach, warum sich Akteure auf das Mittelalter als „national“ identitätsstiftend beriefen und welche Ziele sie damit verfolgten und verfolgen.

Studienleistungen:
Lektüre eines Einführungswerks ins Mittelalter (wird mit Kurztest abgeprüft); drei Studienleistungen zur Vorbereitung der Hausarbeit (Gliederungsentwurf mit Bibliographie, überarb. Gliederungsentwurf, Einleitung mit formaler Gliederung)

Literatur zur Vorbereitung:
Eric J. Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, erstmals deutschsprachig erschienen 1991, div. Auflagen; Chris Wickham, Das Mittelalter: Europa von 500-1500, München 2018; Hartmut Boockmann, Einführung in die Geschichte des Mittelalters, München 2008, 8. Aufl.
SWS 4

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Im Osten Europas wurde die Berufung auf das Mittelalter im Februar 2022 erschreckend aktuell. Zur Begründung des Ukraine-Kriegs nahm Wladimir Putin Bezug auf die Kiever Rus, ein eigentlich von Skandinaviern gegründetes fragiles politisches Gebilde, um vermeintliche Ansprüche auf ein Großrussland historisch zu legitimieren. Doch auch andere Akteure referierten auf das Mittelalter, um Gegenpunkte zur Politik Wladimir Putins zu schaffen: So schlugen russische Oppositionelle im März 2022 vor, die russische Trikolore, die in der Tradition des Großfürstentum Moskaus stände, durch die Fahne Nowgorods zu ersetzen, um sich auf eine republikanische Tradition zu berufen. In diesen Beispielen geht es um die Konstitution von nationaler, bisweilen nationalistischer, Identität unter der Berufung auf das Mittelalter.
Das steht im Widerspruch zu dem, was die Geschichtsforschung zum Mittelalter und zu Nationen sagt: Demnach sind Nationen eine Erfindung des 19. Jahrhunderts und „Nation“ ist ein ungeeigneter Begriff, um soziale Gruppenbildungen im Spätmittelalter zu beschreiben. “Nationen“ gab es allenfalls an den Universitäten, um die verschiedenen Studentengruppen zu beschreiben. In einer Welt, in der es keine Nationalstaaten gab, war Identität ein sehr viel komplexeres Phänomen. Sie definierte sich über regionale Aspekte, über Sprache, über Religion, über gemeinsame Freunde und Feinde, über Selbstbilder und Fremdzuschreibungen.
Das Seminar fragt nach Phänomenen der „Nation“ im Mittelalter und in den Mittelalterbildern der Gegenwart und vermittelt dabei die Grundkompetenzen historischen Arbeitens. Ziel dieses Seminars ist es, diesem Widerspruch nachzugehen, ohne ihn auflösen zu müssen. Es fragt danach, was Nation im Mittelalter faktisch bedeutete und wie sich soziale Gruppen stattdessen bestimmten. Und zugleich fragt es danach, warum sich Akteure auf das Mittelalter als „national“ identitätsstiftend beriefen und welche Ziele sie damit verfolgten und verfolgen.

Studienleistungen:
Lektüre eines Einführungswerks ins Mittelalter (wird mit Kurztest abgeprüft); drei Studienleistungen zur Vorbereitung der Hausarbeit (Gliederungsentwurf mit Bibliographie, überarb. Gliederungsentwurf, Einleitung mit formaler Gliederung)

Literatur zur Vorbereitung:
Eric J. Hobsbawm, Nationen und Nationalismus. Mythos und Realität seit 1780, erstmals deutschsprachig erschienen 1991, div. Auflagen; Chris Wickham, Das Mittelalter: Europa von 500-1500, München 2018; Hartmut Boockmann, Einführung in die Geschichte des Mittelalters, München 2008, 8. Aufl.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Basismodul WS 22/23".