MLU
Vorlesung: [BA-EM/MA-MI] [Vorlesung] Moderne Gesellschaften - moderne Kriege - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: [BA-EM/MA-MI] [Vorlesung] Moderne Gesellschaften - moderne Kriege
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 155
erwartete Teilnehmendenanzahl 200
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 12.10.2022 10:00 - 12:00, Ort: Hörsaal I (ehem. HS 1.04 ) [AKStr.35]
Lernorganisation Warum man im Jahre 2022 eine Vorlesung über moderne Kriege anbietet, bedarf leider kaum der Begründung. Geschichtswissenschaft hat eine Orientierungsfunktion, und Historiker*innen stellen in der Regel an die Geschichte Fragen, die von ihrer Gegenwartserfahrung angeregt sind – letztlich aber über diese hinausgehen, denn bei genauerem Hinsehen erweisen sich vergangene Gesellschaften doch als anders und fremd. Daher geht es in der Vorlesung nicht darum, anhand historischer Beispiele schlichte Analogien zu bilden („Die Konstellationen im Europa von 2022 sind wie im Europa des Jahres 1914“) oder nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen („Wenn A gegeben ist, wird B geschehen“). Eher lernen wir aus der Vergangenheit, welche Fragen wir stellen sollten, um unsere Gegenwart verstehend zu erklären. Nur in diesem Sinne bildet der Angriffskrieg des russischen Regimes auf die Ukraine den Ausgangsimpuls dieser Vorlesung; im Übrigen wird er in ihr nicht Thema sein.
Wir gehen aus von der in der historischen Forschung dominierenden These, dass moderne Kriege sich in mehreren Merkmalen qualitativ von früheren Kriegen unterscheiden: durch die ideologische und propagandistische Mobilisierung der jeweiligen Bevölkerung, durch den Einsatz (fast) aller materiellen Ressourcen der beteiligten Gesellschaften, durch die Industrialisierung von Rüstung und Kriegsführung, durch die völkerrechtliche Einhegung und gleichzeitig praktische Entgrenzung der kriegerischen Gewalt, durch die hohen Opferzahlen gerade in der Zivilbevölkerung. Der Erste und der Zweite Weltkrieg gelten insofern als beispielhaft für moderne, „totale“ Kriege. Allerdings kann dies den Blick darauf verstellen, dass im 19. und 20. Jahrhundert auch Kriege anderen Typs geführt wurden: koloniale Eroberungs- und antikoloniale Befreiungskriege, Stellvertreterkriege, Guerilla- und Bürgerkriege oder die „neuen“ bzw. „asymmetrischen“ Kriege.
Vor diesem Hintergrund bemüht sich die Vorlesung um die Erörterung mehrerer Leitfragen: Welche Typen bewaffneter Konflikte lassen sich seit etwa 1800 identifizieren? Wie können wir die Entstehung dieser Kriege erklären? Wie entwickelte sich die Kriegsführung? Wie fanden die beteiligten Gesellschaften wieder aus Kriegen heraus (und was hatte dies mit den Ursachen und Verläufen der Kriege zu tun)? Welche Rolle spielten Faktoren wie Nationalismus, Klasse und soziales Geschlecht? Wie prägten die vorangegangenen Erfahrungen die Nachkriegsgesellschaften? Und schließlich: Inwiefern unterschieden sich moderne Kriege tatsächlich von früheren, vormodernen Konflikten?
Wenn Sie in dieser Vorlesung eine Studienleistung für das BA Einführungsmodul Moderne oder das MA Modul Moderne I Quellenanalysen erbringen wollen, verfassen Sie im Lauf des Semesters eine drei- bis fünfseitige Erörterung zu einem Thema der Vorlesung.
Als einführende und begleitende Lektüre empfehle ich Ihnen: Dieter Langewiesche: Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne, Bonn 2019 (Dieses Buch erhalten Sie für 7 Euro plus Versandkosten bei der Bundeszentrale für politische Bildung, über www.bpb.de/shop).
SWS 2

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Warum man im Jahre 2022 eine Vorlesung über moderne Kriege anbietet, bedarf leider kaum der Begründung. Geschichtswissenschaft hat eine Orientierungsfunktion, und Historiker*innen stellen in der Regel an die Geschichte Fragen, die von ihrer Gegenwartserfahrung angeregt sind – letztlich aber über diese hinausgehen, denn bei genauerem Hinsehen erweisen sich vergangene Gesellschaften doch als anders und fremd. Daher geht es in der Vorlesung nicht darum, anhand historischer Beispiele schlichte Analogien zu bilden („Die Konstellationen im Europa von 2022 sind wie im Europa des Jahres 1914“) oder nach Gesetzmäßigkeiten zu suchen („Wenn A gegeben ist, wird B geschehen“). Eher lernen wir aus der Vergangenheit, welche Fragen wir stellen sollten, um unsere Gegenwart verstehend zu erklären. Nur in diesem Sinne bildet der Angriffskrieg des russischen Regimes auf die Ukraine den Ausgangsimpuls dieser Vorlesung; im Übrigen wird er in ihr nicht Thema sein.
Wir gehen aus von der in der historischen Forschung dominierenden These, dass moderne Kriege sich in mehreren Merkmalen qualitativ von früheren Kriegen unterscheiden: durch die ideologische und propagandistische Mobilisierung der jeweiligen Bevölkerung, durch den Einsatz (fast) aller materiellen Ressourcen der beteiligten Gesellschaften, durch die Industrialisierung von Rüstung und Kriegsführung, durch die völkerrechtliche Einhegung und gleichzeitig praktische Entgrenzung der kriegerischen Gewalt, durch die hohen Opferzahlen gerade in der Zivilbevölkerung. Der Erste und der Zweite Weltkrieg gelten insofern als beispielhaft für moderne, „totale“ Kriege. Allerdings kann dies den Blick darauf verstellen, dass im 19. und 20. Jahrhundert auch Kriege anderen Typs geführt wurden: koloniale Eroberungs- und antikoloniale Befreiungskriege, Stellvertreterkriege, Guerilla- und Bürgerkriege oder die „neuen“ bzw. „asymmetrischen“ Kriege.
Vor diesem Hintergrund bemüht sich die Vorlesung um die Erörterung mehrerer Leitfragen: Welche Typen bewaffneter Konflikte lassen sich seit etwa 1800 identifizieren? Wie können wir die Entstehung dieser Kriege erklären? Wie entwickelte sich die Kriegsführung? Wie fanden die beteiligten Gesellschaften wieder aus Kriegen heraus (und was hatte dies mit den Ursachen und Verläufen der Kriege zu tun)? Welche Rolle spielten Faktoren wie Nationalismus, Klasse und soziales Geschlecht? Wie prägten die vorangegangenen Erfahrungen die Nachkriegsgesellschaften? Und schließlich: Inwiefern unterschieden sich moderne Kriege tatsächlich von früheren, vormodernen Konflikten?
Wenn Sie in dieser Vorlesung eine Studienleistung für das BA Einführungsmodul Moderne oder das MA Modul Moderne I Quellenanalysen erbringen wollen, verfassen Sie im Lauf des Semesters eine drei- bis fünfseitige Erörterung zu einem Thema der Vorlesung.
Die Vorlesung ist geeignet als Einstieg in die Vorbereitung auf die Staatsexamensklausur im Bereich Zeitgeschichte (Frühjahr 2023).
Als einführende und begleitende Lektüre empfehle ich Ihnen: Dieter Langewiesche: Der gewaltsame Lehrer. Europas Kriege in der Moderne, Bonn 2019 (Dieses Buch erhalten Sie für 7 Euro plus Versandkosten bei der Bundeszentrale für politische Bildung, über www.bpb.de/shop).