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Vorlesung: Wirtschaftsgeschichte II - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: Wirtschaftsgeschichte II
Untertitel "Von Unterentwicklung zu Entwicklung: Deutschland 1800-1914 und China 1800-1950 im Vergleich"
Semester SS 2011
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 1
Heimat-Einrichtung VWL, insb. Empirische Makroökonomik
beteiligte Einrichtungen Leibniz-Institut für Agrarentwicklung in Transformationsökonomien
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 11.04.2011 16:15 - 17:45
Studiengänge (für) alle VWL-Master-Studiengänge wie (1) Master of Science VWL, (2) Master of Sience Empirische Ökonomik und Politikberatung,
SWS 2
ECTS-Punkte 5

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Montag: 16:15 - 17:45, wöchentlich(10x)
Montag, 11.07.2011 16:15 - 17:45
Montag, 12.09.2011 16:00 - 17:30
(IAMO, Theodor-Lieser-Strasse 2, Konferenzraum 2)
Mittwoch, 27.04.2011 14:00 - 15:30

Kommentar/Beschreibung

Eines der großen Themen der neueren Wirtschaftsgeschichte, ist die Frage, wie es passieren konnte, dass die über fast zwei Jahrtausende größte und bis in die frühe Neuzeit hinein auch technologisch führende Volkswirtschaft der Welt, China, bis Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur ihren Vorsprung verloren hatte, sondern auf den Status eines der ärmsten Entwicklungsländer der Welt zurückfiel und zum Spielball der europäischen Mächte wurde. Es kam zu dem, was der amerikanische Wirtschaftshistoriker Kenneth Pomeranz „The Great Divergence“ nennt. Während Europa mit der Industrialisierung einen beispiellosen Aufschwung erlebte, fiel China immer weiter zurück.

Zu fragen ist nun, wo die Ursachen der beispiellosen chinesischen Krise lagen, die nach 1800 mit aller Macht einsetzte und warum trotz aller Modernisierungsbemühungen der Chinesen der Abstand zum Westen nur noch größer wurde.
Chinesische Wissenschaftler selber studieren dabei sehr genau die Wirtschaftsgeschichte erfolgreicher Spätentwickler wie v.a. Japan aber auch Deutschland. Wie China erfuhr auch Deutschland in der Terminologie des berühmten Wirtschaftshistorikers Alexander Gerschenkron einen tiefgreifenden Prozess „nachholender Entwicklung“, der allerdings schon im 19. Jahrhundert erfolgreich verlief. Zu fragen ist, wo die Gründe für die herausragende Dynamik des deutschen Wirtschaftswachstums ab 1840 lagen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Deutschlands Industrie die britische bereits überholt und Großbritannien seinen Entwicklungsvorsprung verloren.
Ein deutsch-chinesischer Vergleich macht deutlich, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit nachholende Entwicklung erfolgreich verlaufen kann und wann sie scheitert. Es wird dabei klar, dass ohne einen starken und handlungsfähigen Staat keine wettbewerbsfähige, moderne Marktwirtschaft entsteht und nachholende Entwicklung wenig mit dem Wirken einer irgendwie gearteten „unsichtbaren Hand“ zu tun hat. Gleichzeitig gilt aber, dass gesellschaftliche und ökonomische Modernisierungsprozesse in Richtung einer wettbewerblichen Marktwirtschaft schon von selber in Gang gekommen sein müssen, damit staatliches Handeln ergänzend wirken kann. Somit behandelt die Vorlesung ein hochaktuelles Thema mit der immer wieder neu zu beantwortenden Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat, auf die es keine definitive für alle Zeiten und Situationen gültige Antwort gibt.