MLU
Vorlesung/Übung: Mikropaläontologie/ Paläobotanik - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung/Übung: Mikropaläontologie/ Paläobotanik
Semester WS 2007/08
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 2
erwartete Teilnehmendenanzahl 100
Heimat-Einrichtung Geiseltalmuseum
beteiligte Einrichtungen Leitung des Instituts für Geowissenschaften und Geographie
Veranstaltungstyp Vorlesung/Übung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Montag, 22.10.2007 13:15 - 16:45, Ort: (ÜR 3 3.21 [VSP 3])
Leistungsnachweis GP=Ha3
Studiengänge (für) GP=p, MA=wp
SWS 2

Räume und Zeiten

(ÜR 3 3.21 [VSP 3])
Montag: 13:15 - 16:45, zweiwöchentlich (7x)
(ÜR 3 3.21)
Montag, 07.04.2008 18:15 - 19:45

Kommentar/Beschreibung

Begriffsbestimmung:
Mikropaläontologie und Paläobotanik sind zwei vor allem von den Methoden und Anwendungen her sehr unterschiedliche Teilgebiete der Paläontologie, die allerdings über die mikroskopisch kleinen Reste von „Pflanzen“ („Algen“, Pollen und Sporen) miteinander verbunden sind. Unter dem Begriff Paläobotanik wollen wir hier aber nur die Beschäftigung mit makroskopischen Pflanzenresten verstehen und die beiden Teilbereich streng getrennt (und nacheinander) abhandeln.

Mikropaläontologie:
Unter Mikrofossilien, den Objekten der Mikropaläontologie, verstehen wir alle mikroskopisch kleinen Reste von Organismen, unabhängig von der systematischen Zugehörigkeit. Dies sind teils primär winzige, vollständige Organismen (meist pflanzliche oder tierische Einzeller wie Algen und Foraminiferen, bzw. deren fossilisierte Reste), teils zerfallene Hartteile größerer Organismen (z.B. Schill von Echinodermen oder Mollusken), teils Teile größerer Organismen, die wiederum als Ganzes mikroskopisch klein sind und entweder schon während der Lebensphase abfallen (z.B. Pollen und Sporen von Gefäßpflanzen) oder nach dem Tode (etwa eines Tieres) und der Verwesung des Weichkörpers „frei werden“ (z.B. Sklerite von Seegurken oder Conodonten aus dem Kopfbereich primitiver Chordatiere). Somit ergibt sich eine sehr große Vielfalt von unterschiedlichsten Mikrofossilien, die sich nach der Art der Substanz (organisch, kieselig, kalkig, phosphatisch), den Aufbereitungsmethoden und den möglichen Anwendungsmethoden in Wissenschaft und Praxis z.T. erheblich unterscheiden.
Innerhalb der Paläontologie stellt die Mikropaläontologie zunehmend die mit Abstand am stärksten anwendungsbezogene Teildisziplin dar, sowohl für wissenschaftliche Anwendungen (z.B. Biostratigraphie, Paläoklimatologie, Paläoozeanographie) als auch für die wirtschaftliche Praxis (insbesondere Biostratigraphie). Moderne Mikropaläontologie geht über das reine Beschreiben und Bestimmen von Mikrofossilien weit hinaus und setzt in zunehmendem Ausmaß z.B. geochemische und mathematische Methoden ein.

Paläobotanik:
Die (hier behandelte) klassische Makropaläobotanik befasst sich mit der systematischen, stammesgeschichtlichen und erdgeschichtlichen Bedeutung von fossilen Pflanzenresten sowie ihren möglichen Anwendungen für Nachbardisziplinen. Letztere sind im Vergleich zur Mikropaläontologie heute eher im Abnehmen begriffen, obwohl Makropflanzen gerade für Paläoklimatologie und Paläoökologie noch immer sehr wichtige Aussagen liefern können. Die Bezüge zur wirtschaftlichen Praxis sind heute nur noch gering. Umso bedeutsamer ist die Paläobotanik allerdings für das Verständnis der Erdgeschichte und der Entwicklung des Lebens, was sich in ihrer starken Verankerung im Bereich der Museen und auch der Öffentlichkeitsarbeit niederschlägt.

Inhalte und Lernziele:
Entsprechend einer stärkeren anwendungsbezogenen Ausrichtung der Lehre in Halle wird der Schwerpunkt auf der Mikropaläontologie liegen. Hier werden zuerst die wichtigsten Anwendungsmöglichkeiten vorgestellt und an Beispielen demonstriert. Anschließend werden die wichtigsten Mikrofossilgruppen, untergliedert nach ihrer Hartteilsubstanz, vorgestellt. Lernziel ist die Erkennung dieser Gruppen (und teilweise Untergruppen) und die Kenntnis ihrer jeweiligen spezifischen Anwendungsmöglichkeiten und Arbeits- sowie Aufbereitungsmethoden. Für einige Gruppen wird es auch praktische Übungen (mit Gattungs- und Artbestimmung sowie biostratigraphischer und paläoökologischer Einstufung der Proben) geben, die als Teil des Leistungsnachweises in schriftlicher Form ausgearbeitet werden müssen.
Die beiden Blöcke zur Paläobotanik werden (ebenfalls nach einer methodischen Einführung) die Entwicklung der Pflanzenwelt in erdgeschichtlicher Abfolge anhandeln. Lernziel ist hierbei das Erkennen der wichtigsten Großgruppen sowie vor allem das Verständnis der sehr intensiven wechselseitigen Zusammenhänge zwischen der Entwicklung der Erde (Plattentektonik, Paläogeographie, Klima) und der Pflanzenwelt.

Regeln:
Folgende Leistungsnachweise werden für den (i.d.R.) nicht benoteten) Schein verlangt:
- schriftliche Ausführung von 2-3 mikropaläontologischen Übungen (können zu Hause sauber aus- und nachbearbeitet werden) = 30 % der maximalen Punktzahl
- Klausur = 70 % der maximalen Punktzahl
Aus der Addition beider Komplexe ergibt sind die Gesamtpunktzahl, es sind 60 % der maximal erreichbaren Punkte zum Bestehen notwendig. Auf Wunsch kann der Schein auf der Basis dieser Punktzahl auch benotet werden.

Verlaufsplan:
Der Kurs findet alle 14 Tage statt (jeweils montags von 13.15 bis 16.45). Eine eventuelle Kompaktion, um deutlich vor Ende der Vorlesungszeit fertig zu werden, wird in der Einführung besprochen.

1.Termin:
- Allgemeine Einführung, Verlauf, Regeln etc.
- Einführung Paläobotanik (Ziele und Anwendungen, Methoden, Literatur)
- Paläophytikum (Sporenpflanzen)

2.Termin:
- Mesophytikum (Nacktsamer)
- Känophytikum (Bedecktsamer)
- Einführung Mikropaläontologie (Ziele und Anwendungen, Methoden, Literatur)

3.Termin:
- Unterteilungsmöglichkeiten der „Mikrofossilien“
- Kieselige Mikrofossilien
-- Radiolarien
-- Diatomeen
-- Silikoflagellaten und Chrysophyten
- Kalkige Mikrofossilien I
-- Kalkiges Nannoplankton

4.Termin:
- Kalkige Mikrofossilien II
-- Kalkalgen
-- Foraminiferen

5.Termin:
- Kalkige Mikrofossilien III
-- Tintinniden und Calpionellen
-- Ostracoden
- Calciumphosphat-Mikrofossilien (Conodonten)

6.Termin:
- Organischwandige Mikrofossilien
-- Acritarchen und Prasinophyten
-- Dinoflagellaten
-- Chitinozoen
-- Sporen und Pollen

7.Termin:
- Klausur (Mikropaläontologie und Paläobotanik)

Adressaten:
• alle Studenten im Diplomstudiengang „Geologie“ (Pflichtschein)

Literatur:
Wichtigste Basisliteratur (und derzeit m.E. am besten für eine solchen Kurs geeignet) sind die folgenden beiden, relativ neu erschienenen englischsprachigen Paperbacks:
- Armstrong, H.A. & Brasier, M.D. (2005): Microfossils. Second Edition. – 296 pp.; Blackwell Science. 56,30 € bei Amazon. (auch die erste Fassung von 1980 (nur von Brasier) ist weiterhin sehr gut zu nutzen)
- Willis, K.J. & McElwain, J.C. (2002): The evolution of plants. – 378 pp.; Oxford University Press. 43,72 € bei Amazon.
Weitere nützliche Literatur (auch deutschsprachige) wird während der beiden Einführungen (Mikropaläontologie und Paläobotanik getrennt) vorgestellt.