Dem Begriff der Krankheit kommt in verschiedenen Lebensbereichen eine nicht zu unterschätzende
Wirkmächtigkeit zu. Wird einem Menschen eine Krankheit zugeschrieben, kann dieser bspw. in
normativen Kontexten von Pflichten enthoben oder einer Schuld befreit werden. In sozialen
Kontexten kann er hingegen aufgrund der Krankheitszuschreibung von anderen Menschen wegen des
Status des Krankseins sozial ausgegrenzt sein. Bei der psychiatrischen Diagnose einer psychischen
Krankheit zeigt der Begriff der Krankheit seine Wirkmächtigkeit zudem als Rechtfertigungsgrund für
die Umsetzung von Maßnahmen, die gegen den Willen eines Menschen sind.
Verschiedene Definitionen des Krankheitsbegriffs können in unterschiedlichen Lebensbereichen
insofern mit unterschiedlichen Implikationen einhergehen. Dies bedingt, dass je nach Definition eine
Vielzahl von sowohl ethischen, rechtlichen sowie medizinischen Problemfeldern auftreten kann.
Diesen Problemfeldern wird sich im Seminar über die Analyse von Texten zu verschiedenen
Krankheitstheorien genähert. Dabei zielt das Seminar darauf ab, dass die Studierenden Kompetenzen
zur analytischen Lektüre von Texten der Medizinethik sowie Philosophie der Medizin erwerben.
Weiterhin soll die kritische Betrachtung von Begriffen gefördert werden, die enge Beziehungen zum
Krankheitsbegriff aufweisen, wie z. B. dem Begriff der Gesundheit.
Als Prüfungsleistung ist eine Hausarbeit vorgesehen.
