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Seminar: Gouvernementalität des Neoliberalismus in der Erwachsenenbildung - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Gouvernementalität des Neoliberalismus in der Erwachsenenbildung
Semester SS 2011
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 0
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Leitung des Instituts für Pädagogik
beteiligte Einrichtungen Institut für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik, Leitung des Instituts für Schulpädagogik und Grundschuldidaktik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Freitag, 08.04.2011 10:00 - 16:00, Ort: (FrSt / Haus 7 / SR 3)
Teilnehmende Grund- und Hauptstudium
Leistungsnachweis Leistungsnachweis:
Regelmäßige und aktive Mitarbeit im Seminar ist erforderlich, wobei das Lesen der Texte und die damit einhergehende Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Seminarthema für die Diskussion im Plenum unerlässlich sind. Für den Scheinerwerb gibt es zwei Möglichkeiten: 1. Referat zu einem Thema nach Seminarplan + Verschriftlichung (15 Seiten) oder 2. Seminararbeit zum Themenbereich des Seminars (15 Seiten). Der Seminarschein kann erteilt werden, wenn die Abgabe der wissenschaftlichen Arbeit bis spätestens 30. September 2011 erfolgt.
Studiengänge (für) DEW (EB S2), MAEW (EB, LL) / wahlobl.,
LAG (alter Studiengang) / wahlobl.
SWS 2

Räume und Zeiten

(FrSt / Haus 7 / SR 3)
Freitag, 08.04.2011, Freitag, 29.04.2011, Freitag, 20.05.2011, Freitag, 17.06.2011, Freitag, 08.07.2011 10:00 - 16:00

Kommentar/Beschreibung

Die junge Wissenschaftsdisziplin „Erwachsenenbildung“ zeichnet sich durch mannigfache theoretische Zugänge aus, wobei sich in neuerer Zeit eine machttheoretische Sicht auf Erwachsenenbildung (vgl. Nolda 2008, S.60-68, Forneck/Wrana 2005) und damit einhergehend das Konzept der Gouvernementalität im Anschluss an Michel Foucault in den Sozialwissenschaften zunehmender Aufmerksamkeit erfreut (vgl. Krasmann/Volkmer 2007).
Der französische Philosoph und Historiker Michel Foucault entwickelte in seinen späteren Arbeiten eine Theorie der Gouvernementalität, die seine Vorlesungstätigkeit am Collége de France aus den Jahren 1978 und 1979 widerspiegelt. Mit Bezug zur Seminarproblematik sind insbesondere die Vorlesungen des Jahres 1979 bedeutsam, da Foucault dezidiert das Wesen des deutschen und amerikanischen Neoliberalismus herausarbeitet und damit das Aufkommen des modernen Marktliberalismus nachzeichnet (vgl. Foucault 2004, Bd. II). Der Neologismus Gouvernementalität bezeichnet nach Foucault „die komplexe Gesamtheit der Praktiken, mittels derer man das Verhalten der Menschen steuert“ (Reese-Schäfer 2006, S.41), so dass nach den Analysen von Foucault „von einem ineinandergreifenden Gesamtsystem von Regelungen, die auf einer bestimmten theoretischen Konzeption beruhen“ (ebd., S.41), ausgegangen werden kann. Die Arbeiten zur Gouvernementalität erweitern die Sichtweise von Machtverhältnissen, da jetzt „nach dem Zusammenhang von Regierungsformen, Machtbeziehungen, Herrschaftsformen und Subjektivität“ (Junge 2009, S.310f.) gefragt werden kann. Im Mittelpunkt seines Denkens steht nunmehr der Begriff der Regierung, der den Übergang zu einer Subjekttheorie markiert und unter dem Blickpunkt der Führung die Machtanalyse erweitert. Foucault versteht unter `Regierung` die „Gesamtheit der Institutionen und Praktiken, mittels deren man die Menschen lenkt, von der Verwaltung bis zur Erziehung“ (DE IV, S.116). Mit dem Begriff der Regierung rekurriert Foucault nicht allein auf staatliche Institutionen oder politische Systeme, sondern bezeichnet damit „[s]ämtliche Prozeduren, mit denen die Menschen einander führen“ (DE IV, S.117), so dass diese Regierungstechniken sowohl Praktiken der Fremdführung und solche der Selbstführung mit einschließen. Damit wird das Konzept der Regierung als Schnittstelle relevant, da es einerseits die Herrschaftsformen zu beschreiben vermag und andererseits „die Konstitution von Subjektivität durch `Technologien des Selbst`“ (Junge 2009, S.311) aufdecken kann.
Mit Bezug zum Handlungsfeld der Erwachsenenbildung ist es mit diesem Konzept möglich, die immanenten Machtverhältnisse zu erkennen und aufzudecken. Aus einer gouvernementalitätstheoretischen Perspektive ist demzufolge die komplexe Verbindung zwischen Wissen und Macht relevant, um die damit einhergehenden Herrschafts- und Selbsttechnologien zu entlarven. Die Reduktion der finanziellen Rahmenbedingungen verweist auf ein herrschaftliches Instrument, das die involvierten Akteure der Erwachsenenbildung beeinflusst. Die Macht der Regierungspraktiken – so kann vermutet werden – besteht auf die mögliche Einflussnahme auf die Handlungen der Bildungsadressaten. So werden z.B. über Weiterbildungsmaßnahmen möglicherweise vielfältige Schlüsselkompetenzen manipulativ im Sinne der Selbstproduktion aufgebaut, um dem neoliberalen Arbeitsmarkt geeignete Arbeitnehmer zuzuführen (vgl. Faucault 1994, S.243-261; May 2003, S.75-92).
Ziel des Seminars ist es, die Machtkonstellation und die damit verbundenen Subjektivierungspraktiken für das Handlungsfeld der Erwachsenenbildung und Schule aufzudecken, um damit den funktionalistischen Bildungsansprüchen entgegenzutreten.

Literatur:
1. Gutting, G.: French Philosophy in the Twentieth Century. Cambridge: University Press, 2001 (s. darin 9 Foucault, S.258-288)
2. Hoy, D. (Hrsg.): Foucault – A Critical Reader. Blackwell; Oxford 1986
3. Junge, M.: Strukturalismus/Poststrukturalismus. In: Brock, D. u.a.: Soziologische Paradigmen nach Talcott Parsons – Eine Einführung, 1. Aufl. – Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2009. S.291-335 (s. 4.1 Foucault, S.305-312)
4. Forneck, H.-J./Wrana, D.: Ein parzelliertes Feld – Eine Einführung in die Erwachsenenbildung. Bielefeld: Bertelsmann, 2005 (s. Kapitel 2.4: S.96-110 und Kapitel 4: S.139ff.)
5. Foucault, M.: Dits et Ecrits – Schriften, Bd. IV: 1980 – 1988, 1. Aufl. – Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2005
6. Foucault, M.: Geschichte der Gouvernementalität, Bd. I + II. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 2004
7. Foucault, M.: Das Subjekt und die Macht. In: Dreyfus, H.L./Rabinow, P.: Michel Foucault: Jenseits von Strukturalismus und Hermeneutik, 2. Aufl. – Weinheim: Beltz, 1994. S.243-261
8. Krasmann, S./Volkmer, M. (Hg.): Michel Foucaults „Geschichte der Gouvernementalität“ in den Sozialwissenschaften. Internationale Beiträge. Bielefeld: transcript, 2007
9. May, M.: Unternehmer seiner selbst – Die neoliberale Variante von Selbstbildung, Eigenverantwortung und Autonomie. In: Widersprüche, 23. Jg. (2003) Heft 89, S.75-92
10. Nolda, S.: Einführung in Theorien der Erwachsenenbildung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2008 (s. Kapitel 7: S.60-67)
11. Reese-Schäfer, W.: Politische Theorie der Gegenwart in fünfzehn Modellen. München: Oldenbourg, 2006 (s. 5. Die Gouvernementalität des Neoliberalismus: Michel Foucault, S.41-50)
12. Schneider, U. J.: Michel Foucault. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004 (s. darin z.B. 10. Macht und Individuum, S.167-185)
(Weiterführende Literatur wird im Seminar bekannt gegeben!)

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