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Seminar: BA Jüdisches Denken als offenes Zentrum - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: BA Jüdisches Denken als offenes Zentrum
Veranstaltungsnummer OSW.05716.02
Semester SS 2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 2
erwartete Teilnehmendenanzahl 12
Heimat-Einrichtung Jüdische Studien / Judaistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Dienstag, 12.04.2022 10:15 - 11:45, Ort: (Kleiner Seminarraum im Seminar für Judaistik / Jüdische Studien im Großer Berlin 14)
ECTS-Punkte 5LP

Themen

Programm und Einführung: Wie kann ein Denken „jüdisch“ sein? Problematisierung des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“, (Neu-)bestimmungen des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“: Das Verhältnis von Kontext und Zentrum, Wie gelangte im Kontext des Bagdad im 10. Jh. die philosophische Logik in die jüdischen Traditionen?, Ein zweiter (kritischer) Glaubensbegriff seit Saadia Gaon: amānāt/ emuna nicht nur als „Vertrauen“, sondern auch als „Prinzip“, Maimonides‘ Projekt der „13 Prinzipien“ (uṣūl/ikkarim) im Kontext des Nordafrika der Almohaden, Die Ikkarim 1-3 im geistesgeschichtlichen Kontext des Ägypten im 12. Jahrhundert, Die Definition des Götzendienstes (Idolatrie) in den Ikkarim 4 + 5 im Vergleich zu seiner Thematisierung in arabischen Quellen., Die (mosaische) Prophetie in den Ikkarim 6 + 7 als Reibung zwischen religiösem Gesetz, Politik und Philosophie, Das jüdische Gesetz in den Ikkarim 8 und 9 gegenüber den (Staats-)Gesetzen anderer Völker, Die Konzepte der Providenz und Lohn/Strafe in den Ikkarim 10+11 im Kontext der großen Maimonides-Kontroverse im 13. Jahrhundert, Maimonides‘ politische Deutung der Ankunft des Messias im 12. Ikkar, Regionale Lesarten von Maimonides‘ 13. Ikkar zur Auferstehung von den Toten und dem Ewigen Leben

Räume und Zeiten

(Kleiner Seminarraum im Seminar für Judaistik / Jüdische Studien im Großer Berlin 14)
Dienstag: 10:15 - 11:45, wöchentlich (13x)
Keine Raumangabe
Dienstag: 10:15 - 11:45, wöchentlich

Kommentar/Beschreibung

Das Judentum kennt keine grundlegenden Prinzipien oder Grundsätze im Sinne von zeitlos gültigen Dogmen. Vielmehr gibt es einige zentrale Annahmen, deren – oft kontroverse – Diskussionen sich über die Jahrhunderte verfolgen lassen. Zu diesen Annahmen gehören die Konzepte der Erwählung des Volkes Israel, die Prophetie, Lohn und Strafe, die Ankunft des Messias und die Erlösung. Es lässt sich eine Kontinuität hinsichtlich der anhaltenden Diskussion dieser Motive feststellen, nicht jedoch hinsichtlich ihrer Antworten. Diese sind vielmehr stark von der Interaktion mit der jeweiligen umgebenden Kultur abhängig, in der sich die jüdischen Gemeinschaften regional befanden.
Das Seminar möchte einerseits in einige dieser kontinuierlich diskutierten Motive einführen, als auch eine Vorstellung von der Offenheit der Antworten vermitteln im Sinne ihrer permamenten Wiederentdeckung in der Interkation mit wechselnden kulturellen Kontexten. Anhand der Problematisierung des Begriffs der "jüdischen Philosophie" zu Beginn des Seminars soll das Konzept des "offenen Zentrums" erläutert werden. Anschließend wird diese These eines Anti-Essentialismus als wichtige Eigenschaft jüdischen Denkens ausgerechnet an den 13 Prinzipien (Ikkarim) des Moses Maimonides veranschaulicht, welche oft missverständlich als jüdische Dogmen bezeichnet werden. Dabei soll gezeigt werden, wie nicht nur des Maimonides' Projekt der Ikkarim ein Produkt kontextueller Dynamiken im muslimischen Ägypten des 12. Jahrhunderts war, sondern sogar auch die Entwicklung seine Details zu Fragen wie der Einheit, Unkörperlichkeit und Existenz Gottes von diesem Kontext abhängig waren.

Literatur:
Oliver Leaman, Jewish Thought. An Introduction, New York 2006.
Yoram Hazon, The Philosophy of Hebrew Scripture, Cambridge: Cambridge University Press 2012.
Steven M. Wasserstrom, The Islamic social and cultural context, in: Daniel H. Frank, Oliver Leamn (eds.), History of Jewish Philosophy, London/New York, 2003, 93-114.
Menachem Kellner, Dogma in Medieval Jewish Thought, Oxford 1986