„Mir ist, als wenn Goethe den ganzen Reichtum seiner Erfahrungen und Lebensansichten hier hat niederlegen wollen“, schreibt Johann Heinrich Voß im November 1809 über Goethes neuen Roman Die Wahlverwandtschaften. Doch auch wenn die Zeitgenossen keineswegs einhellig in dieses Lob einstimmten, wenn manche sogar wie Friedrich Heinrich Jacobi „die Himmelfahrt der bösen Lust“ darin sahen, bleibt der Roman dennoch eine vielfältige und reichhaltige Quelle, deren gründlicher Analyse und Interpretation dieses Seminar dienen soll. Ein besonderer Schwerpunkt des Seminars liegt hierbei im Zusammenspiel von Naturwissenschaft und Literatur, das sich in diesem Roman exemplarisch spiegelt. Auszüge aus Goethes naturwissenschaftlichem Werk und dem seiner Zeitgenossen werden daher im Seminar ebenfalls diskutiert.
Im Seminar werden voraussichtlich die folgenden Aspekte eine Rolle:
• Goethes Verständnis der Naturwissenschaft, insbesondere am Beispiel seines Aufsatzes „Der Versuch als Vermittler von Subjekt und Objekt“
• Goethe im Kontext der Chemie seiner Zeit
• Goethe als naturwissenschaftlicher Experimentator
• Entstehung des Romans
• zeitgenössische Rezeption
• Zeit-/Raumstruktur
• Landschaftsarchitektur und Gartenkunst
• Psychologie des Schweigens
• Ehe- oder/und Liebesroman?
• Naturgemälde und lebende Bilder
• Gesellschaftsmodelle, Rollenbilder
• Walter Benjamins Interpretation
Eine erste Textkenntnis des Romans wird zum Seminarbeginn vorausgesetzt und ggf. überprüft. Das Seminar erfordert die Bereitschaft, größere Textmengen von Primär- wie Sekundärliteratur intensiv zu lesen und sich aktiv an der Diskussion zu beteiligen. Als Grundlagenlektüre empfehlen wir die Insel-Ausgabe der Wahlverwandtschaften.
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