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Seminar: Literarische Verarbeitungen von NS-Todesmärschen – Zwischen Zeugenschaft, Geschichtsschreibung und Sinnlosigkeitserfahrung (do 16-18 Uhr) - Details
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General information

Course name Seminar: Literarische Verarbeitungen von NS-Todesmärschen – Zwischen Zeugenschaft, Geschichtsschreibung und Sinnlosigkeitserfahrung (do 16-18 Uhr)
Semester SoSe 2024
Current number of participants 13
maximum number of participants 18
Home institute Institut für Germanistik
Courses type Seminar in category Offizielle Lehrveranstaltungen
Next date Thursday, 23.05.2024 16:15 - 17:45, Room: Seminarraum 6 (R.E.62) [EA 26-27] Active Learning Space
Participants Modul LA Sek./LA Sek.Fö.: Literaturgeschichte. (17. Jh. bis zur Gegenwart) (5 LP)
Modul B.A./LA Gymn.: Literaturgeschichte. (17. Jh. bis zur Gegenwart) (10 LP)
Modul B.A./LA: Themen, Stoffe und Motive)
Modul MA: Themen, Stoffe, Motive / Kulturelle Diskurse / Literaturgeschichte
Studiengänge (für) B.A. DSL 60/90
LA Gymn./LA Sek- u. Förderschule
Masterstudiengänge
SWS 2

Module assignments

Comment/Description

Das Vorrücken der alliierten Streitkräfte zieht ab Sommer 1944 die Räumung von Konzentrations- und Vernichtungslagern ins Reichsinnere nach sich. Obwohl die militärische Niederlage des ‚Dritten Reichs‘ längst unabwendbar ist, wird auch der Krieg gegen die ‚Feinde im Inneren‘ bis zur Kapitulation kontinuierlich fortgesetzt. Entlang der Todesmarschrouten entstehen vor aller Augen neue Gewalträume: Wer nicht Schritt halten kann, wird umgehend erschossen. Wo ein Räumungstransport unplanmäßig stecken bleibt, bilden sich nicht selten „lokale Abwicklungsgemeinschaften“ (Daniel Blatman) zum vermeintlichen Schutz der Heimatfront. Die allmähliche Auflösung von Befehlsketten wird auf den mittleren und unteren Herrschaftsebenen durch Eigeninitiative und Engagement kompensiert. Außerhalb des NS-Lagersystems entfaltet sich eine Dynamik entgrenzter Gewalt. Die Kriegsendphase-Verbrechen sind dadurch gekennzeichnet, dass ihnen meist bis zuletzt eine diffuse „Ordnung des Terrors“ (Wolfgang Sofsky) zugrunde liegt. Vor diesem Hintergrund wird das Schlusskapitel des NS-Lagersystems eingeleitet, das 1945 in den letzten Kriegsmonaten für schätzungsweise 275.000 inhaftierte Häftlinge tödlich endet.
Im Seminar werden wir uns vor allem mit Texten von Überlebenden auseinandersetzen. Wir werden der Frage nachgehen, warum sie sich oftmals dazu verpflichtet fühlen, Zeugnis über das geschehene Grauen abzulegen. Im Seminargespräch werden wir uns möglichst dicht am jeweiligen Text mit weiteren Fragen befassen: Welche Sprache wird für das Geschehen der Räumung der Lager verwendet? Wie wird das mitunter ziellos erscheinende Herumirren auf den Todesmärschen – begleitet von Durst, Hunger, Kälte, Erschöpfung und Mord – dargestellt? Wie wirkt sich die Extremsituation auf das Erleben der Häftlinge aus? Welche Erwartungshaltung erzeugt der sich abzeichnende Sieg der alliierten Armeen? In welcher Weise wird rückblickend über Erlebtes erzählt, das zwar dringend nach Erzählung verlangt, aber zugleich von einem übergreifenden Sinnproblem durchdrungen ist? Wie wirkt sich die Erfahrung von Sinnlosigkeit wiederum auf ein Erzählen aus, dessen auf Sinnkonstruktion ausgerichtete Kohärenz durch die geschilderten Ereignisse dementiert wird?

Im Seminargespräch werden wir mit Texten von Robert Antelme, Aimé Bonifas, Ruth Klüger, Otto Dov Kulka, Filip Müller, Schoschana Rabinovici, Peter Sturm, Shlomo Venezia, Elie Wiesel und anderen arbeiten. Die regelmäßige Teilnahme, die vollständige Textlektüre und die Übernahme eines Impulsreferats werden vorausgesetzt.

Admission settings

The course is part of admission "Beschränkte Teilnehmendenanzahl: Literarische Verarbeitungen von NS-Todesmärschen – Zwischen Zeugenschaft, Geschichtsschreibung und Sinnlosigkeitserfahrung (do 16-18 Uhr)".
The following rules apply for the admission:
  • The enrolment is possible from 11.03.2024, 10:00 to 30.04.2024, 23:59.
  • A defined number of seats will be assigned to these courses.
    The seats will be assigned in order of enrolment.