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Seminar: Die Erfahrung des anderen; Lateinamerika und die ersten Chroniken. - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Die Erfahrung des anderen; Lateinamerika und die ersten Chroniken.
Untertitel Aufbaumodul Kulturwissenschaft Spanien/Lateinamerika 1 - Kulturgeschichte
Semester SS 2018
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 14
erwartete Teilnehmendenanzahl 24
Heimat-Einrichtung Institut für Romanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 12.04.2018 12:15 - 13:45
ECTS-Punkte 5

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Donnerstag: 12:15 - 13:45, wöchentlich(13x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

„Zuerst kommen die Versionen der Erstentdecker, die mindestens zu einhundert Prozent falsch sind (als ich diese Worte hörte, blieb mir das Herz stehen). Mindestens zu hundert Prozent, denn selbst auf der Erde hat der Erstentdecker, wie es Kolubus mit Amerika erging, in der Regel keine Ahnung, was er entdeckt hat. Die von ihm erlangte Information ist nicht gleich Null, sie ist negativ. Eine Nullinformation wäre es, wenn er einfach erklärt hätte, ihm sei völlig unklar, wohin es ihn verschlagen habe.“1

Dieses Zitat aus Stanisław Lems Science-Fiction Roman "Lokaltermin" (im polnischen Original: Wizja lokalna) aus dem Jahr 1982 streift die Kernprobleme einer jeden Geschichtsschreibung und vor allem der Chroniken über die Conqusita Lateinamerikas. Wie kann es sein, dass Kolumbus die Einwohner der Bahamas, die er „entdeckt“ hatte, so perfekt Verstand? Und was müssen die Menschen gedacht haben, als sie ein übergroßes Schiff auf sie zukommen sagen, mit fremden Tieren und Menschen in Eisenrüstungen?

Das Zitat zeigt die Diskursivität der Geschichtsschreibung auf, die nicht einer bestimmten Realität entsprechen muss, sondern durch Aussagen und vor allem durch Chroniken geprägt werden, wie etwa die von Francisco López de Gómara, die so parteiisch und beschönigend sind, dass sich ein ein Bartolomé de las Casas zur Gegenreaktion gezwungen sieht.

Im Zentrum des Seminars soll vor allem die Frage nach der Manifestation und Legitimierung von Machtverhältnissen durch die Chroniken der spanischen Geschichtsschreiber stehen.
Aber auch die Frage danach, wie sehr diesen Schlüsseltexten der spanischen Kolonialzeit zu vertrauen ist, und was sie über die prehispanischen gesellschaften Aussagen können.
Auch die Chroniken von Autoren mestizischer Herkunft, wie etwa Inca Garcilaso de Vega oder Waman Poma de Ayala sollen hier nicht ausgeschlossen sein, sind diese doch als Form des „writing back“ zu sehen, in der die hegemoniale Position der spanischen Autoren, die von und über die Beherrschten schreiben, angegriffen wird.