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Seminar: „Mit fremden Federn“: Fälschungen, Plagiate, Parodien - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: „Mit fremden Federn“: Fälschungen, Plagiate, Parodien
Untertitel (Modul Master/LA: Themen, Stoffe, Motive)
Semester SS 2010
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 3
Heimat-Einrichtung Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Dienstag, 06.04.2010 14:30 - 16:00, Ort: (Herweghstr. 96, ÜR A)
Studiengänge (für) Master AVL 45/75
Master DLK 45/75
Master DSL 120
LA Gym./LA Sek.- und Förderschule
MA/LAG/LAS alte Ordnung wobl.
SWS 2

Räume und Zeiten

(Herweghstr. 96, ÜR A)
Dienstag: 14:30 - 16:00, wöchentlich (15x)

Kommentar/Beschreibung

Dass die Dichter lügen, gehört nicht nur zu den ältesten Kritikpunkten der Literatur, sondern stellt zugleich die Bedingung der Möglichkeit ästhetisch-fiktionaler Weltentwürfe, zugehöriger Lesehaltungen und Rezeptionsprozesse dar. Gleichzeitig geht es freilich auch darum, die „Wirklichkeit“ bzw. „Wahrheit“ der Literatur gegenüber anderen Wirklichkeiten und Wahrheiten abzugrenzen bzw. entsprechend zu rechtfertigen oder gar hervorzuheben. Autorschaft und Wirklichkeitsbezug spielen hier ebenso eine Rolle wie Vorstellungen von Authentizität und Originalität, Urheberrecht und Publikumsbezug, Kunstfertigkeit und Wirkungsintentionen, Vorstellungen und Maßstäbe, die sich ihrerseits im Laufe der Zeiten und in unterschiedlichen ästhetischen, rechtlichen und sozialen Zusammenhängen gebildet und auch verändert haben, so dass sich rekursiv von hier aus auch Kultur- und Literaturgeschichte, ja in gewissem Verständnis auch Mentalitätengeschichte (Philipp Theisohn) und politische Geschichte schreiben lässt. Neben historischen Fallbeispielen, die von den durchaus vergnüglich zu lesenden „Dunkelmännerbriefen“ über die „Gesänge“ Ossians und Cagliostro bis zu den unsäglichen „Protokollen der Weisen von Zion“ reichen und so die ganze Bandbreite literarischer Täuschungsversuche von ästhetisch-literarischem Schabernack bis hin zur Mobilisierung für Massenmord abdecken, werden v. a. Fragen begrifflicher, historischer und ästhetischer Differenzierung sowie die wechselnden Beziehungsmuster von Wahrheit und Täuschung, Literatur und Wirklichkeit im Mittelpunkt des Seminars stehen.
Literaturhinweise:
Karl Corino (Hg.): Gefälscht! Betrug in Politik, Literatur, Wissenschaft, Kunst und Musik. Frankfurt a. M. 1996; Hans Peter Duerr (Hg.): Authentizität und Betrug in der Ethnologie. Frankfurt a. M. 1987; Werner Fuld: Das Lexikon der Fälschungen. Lügen und Intrigen in Kunst, Geschichte und Literatur. München Zürich 2000; Anthony Grafton: Fälscher und Kritiker. Der Betrug in der Wissenschaft. Frankfurt 1995; František Graus: Lebendige Vergangenheit. Überlieferung im Mittelalter und in den Vorstellungen vom Mittelalter. Köln Wien 1975; Georg Kretschmann: Faszination Fälschung. Kunst-, Geld- und andere Fälscher und ihre Schicksale. Berlin 2001; Michael Neumann (Hg.): Mythen Europas. Schlüsselfiguren der Imagination. 7 Bde. Darmstadt 2004-2009; Philipp Theisohn: Plagiat. Eine unoriginelle Literaturgeschichte. Stuttgart 2009.