Paul Tillich gehört zu denjenigen Theologen des 20. Jahrhunderts, die in herausgehobener Weise über die Vermittlung des christlichen Glaubens unter den Bedingungen der Moderne nachgedacht haben. Neben der dreibändigen „Systematischen Theologie“ (1955–1966), die die zusammenfassende Darstellung seines dogmatischen Denkens liefert, sind hierfür besonders die frühen Aufsätze und die kulturtheologischen Schriften der zwanziger Jahre einschlägig. Mit Hilfe des von ihm in den Mittelpunkt seiner Theologie und Religionsphilosophie gestellten Begriffs des Sinns versucht Tillich, den religiösen Gehalt der modernen Kultur in dem Mit- und Widereinander beider Sphären zu beschreiben und dabei eine ausgleichende Position zwischen den extremen Verhältnisbestimmungen der Annahme ihrer einfachen Deckungsgleichheit bzw. dem Verständnis von Religion als abstrakte Negation der Kultur einzunehmen. Die „Religionsphilosophie“ von 1925 markiert eine wichtige Station dieser frühen sinntheoretischen Kulturtheologie. Die hier vorlegten Bestimmungen und analytischen Kategorien können durchaus auch für die gegenwärtige Debatte um kulturellen und religiösen Pluralismus erhellend sein. Im Proseminar wollen wir Tillichs Religionsphilosophie gemeinsam lesen und diskutieren.