"Jegliches hat seine Zeit, Steine sammeln, Steine zerstreun…" ‒ Das Koheletbuch, auch "Prediger" oder "Ecclesiastes" genannt, hat sich mit einigen seiner Textpassagen fest in das kulturelle Gedächtnis unserer Gesellschaft eingegraben, auch und häufig gerade in kirchenfernen oder konfessionslosen Kreisen. In der Antike war allerdings lange Zeit heftig umstritten, ob diese Schrift überhaupt als "Heilige Schrift" angesehen und damit Teil der geschriebenen, kanonischen Richtschnur werden konnte.
Die heutige Attraktivität wie auch die antike Ablehnung haben weitestgehend die selben Ursachen: Das Buch Kohelet bringt in einer hochpoetischen Form den Zweifel an bekenntnishaften Aussagen über das Wirken Gottes zum Ausdruck, ohne sich jedoch dem Fatalismus zu ergeben ‒ stattdessen kultiviert es vielmehr den Genuß des Lebens.
Die Vorlesung widmet sich, vom hebräischen Text dieses großartigen Werkes ausgehend, der Rekonstruktion und dem Verständnis seiner zentralen Gedanken.
Mindestens dem Hebraicum entsprechende Hebräischkenntnisse werden vorausgesetzt.