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Seminar: Überwachen und Strafen - Empirie, Spezielle Themen der Soziologie (ST) - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Überwachen und Strafen - Empirie, Spezielle Themen der Soziologie (ST)
Semester WS 2018/19
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 2
erwartete Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Leitung des Instituts für Soziologie
beteiligte Einrichtungen Institut für Soziologie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Dienstag, 16.10.2018 12:00 - 14:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

„Man muß aufhören, die Wirkungen der Macht immer negativ zu beschreiben, als ob sie nur ‚ausschließen‘, unterdrücken, verdrängen, zensieren, abstrahieren, maskieren, verschleiern würde. In Wirklichkeit ist die Macht produktiv, und sie produziert Wirkliches“ (M. Foucault, Überwachen und Strafen)

Die Auseinandersetzung mit den sozialen Wirkweisen der Macht bildet das zentrale Anliegen des gesamten Werkes des französischen Gesellschaftstheoretikers und Historikers Michel Foucault. Auch wenn Foucault keine explizite Theorie der Macht vorgelegt hat, so sind seine Untersuchungen (sei es zum Wahnsinn, zur Wissenschaft, oder über das menschliche Begehren) von einem tiefgreifenden Interesse an den historischen Institutionen und den Technologien der Macht geprägt. Im Foucaultschen Werk scheint die Macht zwar einerseits als eine ungreifbare und alles durchdringende Größe, andererseits handelt es sich aber um ein durchaus praktisches Prinzip: Sozialität und Subjektivität lassen sich nicht ohne ‚die Macht‘ denken. Macht wird hier als das Integrations- und Entwicklungsprinzip von Gesellschaft gedacht. Sie produziert und arrangiert Subjekte, sie schreibt sich in deren Körper ein, sie fungiert als Gradmesser ‚authentischer‘ Identität und verwirklicht Vorstellungen von Wahrheit.
Im Seminar werden wir uns eingehend mit einem der zentralen Werke Foucaults auseinandersetzen, namentlich die 1975 erschienene Monographie Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Hier entwickelt Foucault eine Sozial- und Kulturgeschichte des modernen Strafsystems, indem er den Wandel der Techniken der Macht in ihrer Genealogie nachvollzieht: von der Marter über die Disziplinargesellschaft bis hin zur normierenden Kontrollgesellschaft der Gegenwart. Die gemeinsame Lektüre des Buches soll nicht nur helfen, einen Einstieg in das Werk und Denken von Foucault zu finden, sondern zugleich eine Auseinandersetzung mit soziologischen Kernkonzepten anregen (wie Macht, Herrschaft, Subjektivierung, Normierung dgl.). Gemeinsam werden wir Schritt für Schritt die Theorie Foucaults nachvollziehen und in Anbetracht derzeitiger Debatten (etwa zur Sicherheitspolitik oder auch zur digitalisierten Selbstüberwachung) nach deren Bedeutung für die gegenwärtige Gesellschaft fragen.

Im Seminar werden wir die Lektüre nicht nur theoretisch diskutieren, sondern diese auch praktisch erproben. Das heißt, Sie werden in Anlehnung an die Lektüre in Kleingruppen ein gemeinsames Forschungsprojekt entwickeln und durchführen. Entsprechend ist das Seminar 4-stündig angelegt und gliedert sich in 2SWS Theorie und 2SWS Empirie. Bitte Tragen Sie sich in studip in beide Veranstaltungen (Dienstag und Mittwoch) ein.
Während wir uns in den Theorie-Sitzungen der Diskussion der Lektüre widmen, sind die Empirie-Sitzungen der Entwicklung des Forschungsprojekts gewidmet. Hier werden wir Sie beim gesamten Projektdesign anleiten und unterstützen, also bei der Auswahl der Datengattung, der eigentlichen Datenerhebung und der Interpretation der Daten. Ziel des Seminars wird es sein, Theorie und Empirie zu vermitteln und Ihnen zu helfen, selbständig theoriegenerierend vorzugehen.

Literatur:
Foucault, Michel (1993) Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses. Frankfurt a.M.: Suhrkamp.
Eine digitale Version des Buches wird Ihnen via studip zur Verfügung gestellt. Es empfiehlt sich, das Buch anzuschaffen. Im Seminar gelesen wird die Ausgabe von 2013 bzw. 2014, darauf sollte bei Erwerb geachtet werden.

Studienleistung:
- Ein ca. einseitiges Thesenpapier zu einer Theoriesitzung (50% der Endnote). Das Thesenpapier ist in Nachbereitung der Sitzung zu erarbeiten und dient als Grundlage für die resümierenden Sitzungen, welche nach jedem Kapitel eingeplant sind (siehe Seminarplan „Reflexion, Diskussion und Kritik“). Bitte tragen Sie sich in der ersten Sitzung für eine Theoriesitzung ein. Die Thesenpapiere sind zu den folgenden Terminen auf studip hochzuladen:
Marter I und II & Bestrafung I und II: 28.11.2018
Disziplin I – III: 09.01.2019
Gefängnis I – III: 06.02.2019

- Durchführung eines empirischen Forschungsprojekts in Gruppenarbeit und Projektpräsentation am Ende des Semesters (50% der Endnote).