Im Alten Orient war das Interesse an der Schöpfung bzw. Kosmogonie als solcher vergleichsweise gering. Nur wenige Texte befassen sich ausführlich mit den Geschehnissen, durch die die natürliche Welt entstanden ist und ihre heutige Form erhalten hat. Ein viel größeres Interesse galt der Abstammung der Götter (Theogonie) und der Entstehung bzw. dem Funktionieren des Kosmos mit seinen kulturellen und politischen Ordnungen. Ein ähnlicher Befund ergibt sich mit Blick auf die Schöpfungsvorstellungen des antiken Israels: Auch hier geht es „weniger um das Entstehen, als vielmehr um das Sein, und zwar in dezidiert theologischer Perspektive“ (Annette Schellenberg, Art. Schöpfung [Wibilex]).
In dem Seminar wollen wir gemeinsam unterschiedliche Schöpfungsmythen des Alten Orient lesen und diskutieren (z.B. Enkis Reise nach Nippur, Enuma Elisch, Atramchasis, Baal-Epos) und diese mit den mehr oder weniger bekannten Erzählungen der Hebräischen Bibel und des Antiken Judentums ins Gespräch bringen. Gleichzeitig dient dieses Seminar als eine kleine Einführung in die Welt des antiken Orients.