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Seminar: BA: Jüdisches Denken als offenes Zentrum - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: BA: Jüdisches Denken als offenes Zentrum
Untertitel Modul: Einführung in Jüdisches Denken (und wissenschaftliches Arbeiten)
Veranstaltungsnummer OSW.05716.02
Semester SS 2020
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 3
erwartete Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Jüdische Studien / Judaistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Dienstag, 07.04.2020 10:15 - 11:45
SWS 2 SWS
ECTS-Punkte 5 LP für das gesamte Modul

Themen

Programm und Einführung: Wie kann ein Denken „jüdisch“ sein? Problematisierung des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“, Vergleich zweier Definitionsversuche des Begriffs einer „jüdischen Philosophie“, Wie gelangte im Kontext des Bagdad im 10. Jahrhundert die philosophische Logik in die jüdischen Traditionen?, Ein neuer Glaubensbegriff seit Saadia Gaon – Bedeutungserweiterung der Emuna (hebr. „Vertrauen“) zum „Prinzip“., Maimonides‘ Projekt der 13 Prinzipien (uṣūl/ikkarim) im Kontext des Nordafrika der Muwahhidun oder Almohaden, Die Ikkarim 1-3 im zeit- und geistesgeschichtlichen Kontext des Ägypten des 12. Jahrhunderts, Die Definition des Götzendienstes (Idolatrie) in den Ikkarim 4 + 5 im Vergleich zu seiner Thematisierung in arabischen Quellen, Die (mosaische) Prophetie in den Ikkarim 6 + 7 als Reibung zwischen religiösem Gesetz, Politik und Philosophie, Das jüdische Gesetz in den Ikkarim 8 und 9 gegenüber den Staats-Gesetzen anderer Völker, Die Konzepte der Providenz und Lohn/Strafe in den Ikkarim 10+11 im Kontext der durch sie ausgelösten Kontroversen im 13. Jahrhundert, Maimonides‘ politische Deutung der Ankunft des Messias im 12. Ikkar, Regionale Lesarten von Maimonides' 13. Ikkar zur Auferstehung von den Toten und dem Ewigen Leben

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Dienstag: 10:15 - 11:45, wöchentlich

Kommentar/Beschreibung

Das Judentum kennt keine grundlegenden Prinzipien oder Grundsätze im Sinne von zeitlos gültigen Dogmen, deren Bekenntnis die Zugehörigkeit zum Judentum definiert. Vielmehr gibt es einige zentrale Annahmen, deren – oft kontroverse – Diskussionen sich über die Jahrhunderte verfolgen lassen. Zu diesen Annahmen gehören etwa die Erwählung des Volkes Israel, die biblische Prophetie, Lohn und Strafe, die Erlösung oder der Gebots- bzw. Gottesgehorsam. So lässt sich eine fortdauernde Diskussion dieser Motive feststellen, nicht jedoch verbindliche Antworten. Mit anderen Worten: das Zentrum des jüdischen Denkens ist offen.
Das Seminar möchte einerseits in einige dieser kontinuierlich diskutierten zentralen Motive einführen, als auch eine Vorstellung von der Offenheit der Antworten vermitteln im Sinne ihrer permamenten Wiederentdeckung in der Interkation mit wechselnden kulturellen Kontexten. Anhand der Problematisierung des Begriffs der "jüdischen Philosophie" zu Beginn des Seminars soll das Konzept des "offenen Zentrums" vorgestellt werden. Anschließend soll diese Behauptung eines Anti-Essentialismus als wichtige Eigenschaft jüdischen Denkens ausgerechnet an den 13 Prinzipien (Ikkarim) des Moses Maimonides veranschaulicht werden, welche oft missverständlich als jüdische Dogmen bezeichnet werden.

Literatur:
Oliver Leaman, Jewish Thought. An Introduction, New York 2006.
Yoram Hazon, The Philosophy of Hebrew Scripture, Cambridge: Cambridge University Press 2012.
Steven M. Wasserstrom, The Islamic social and cultural context, in: Daniel H. Frank, Oliver Leamn (eds.), History of Jewish Philosophy, London/New York, 2003, 93-114.
Menachem Kellner, Dogma in Medieval Jewish Thought, Oxford 1986