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Vorlesung: [BA-EM/MA-MI/MA-IntPol-GPO] Parlamente in Zeiten politischer Transformationen: Berlin, Prag und Warschau um 1989 - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: [BA-EM/MA-MI/MA-IntPol-GPO] Parlamente in Zeiten politischer Transformationen: Berlin, Prag und Warschau um 1989
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 55
erwartete Teilnehmendenanzahl 80
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
beteiligte Einrichtungen Aleksander-Brückner-Zentrum für Polenstudien
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Nächster Termin Mittwoch, 08.05.2024 10:00 - 12:00, Ort: Hörsaal II (R.1.01)[EA 28]
Leistungsnachweis schriftlicher Kurztest (ggf. Online) am Ende der Vorlesungszeit
SWS 2

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Denkt man an die friedlichen Revolutionen des Jahres 1989, kommen als erstes spektakuläre Bilder vor Augen: Runder Tisch in Warschau, Demonstrationen in Prag und Leipzig, der Fall der Berliner Mauer. Es wundert auch nicht: Schließlich handelt es sich dabei um Prozesse, die dem politischen Systemwandel in der Region einen entscheidenden Anstoß gegeben haben. Dieser entwickelte sich aber in anderen Kontexten weiter. Seine zentrale Arena bildeten die jeweiligen Parlamente, in denen sich die Demokratisierung der bisherigen Herrschaftsordnung vollzog. Als legislative Organe eigneten sie sich für diese Aufgabe theoretisch wunderbar. In praktischer Hinsicht – durch ihre Instrumentalisierung für einseitige politische Interessen im Staatssozialismus – waren sie in ihrer Wirkmächtigkeit stark vorbelastet. Die Vorlesung geht diesem Dilemma mit mehreren Fragen nach: Mit welchen Schritten etablierten sich die Parlamente der ostmitteleuropäischen Transformation als arbeitsfähige Instrumente der Legislative wieder? Wie viel strukturelle und personelle Kontinuität im Vergleich zu der Zeit vor 1989 wurde zugelassen? Welche konkreten Szenarien durchlief die parlamentarische Demokratisierung und welcher gesetzlichen und narrativen Mitteln bediente sie sich dabei? Im Fokus der Analyse stehen nicht nur die legislativen Ergebnisse der Transformationszeit, sondern auch der Prozess der Interaktionen und kommunikativen Aushandlungen um die neue Herrschaftsordnung. Sie veranschaulichen, wie Demokratie nach 1989 performativ hervorgebracht, umkämpft und angefeindet wurde.

Die Vorlesung fokussiert auf drei ausgewählte Beispiele aus (Ost)Mitteleuropa: den halbdemokratischen polnischen Sejm der 10. Wahlperiode (1989-1991), die 10. Volkskammer der DDR (1990) und den tschechischen Nationalrat (1989-1993). Vor dem Hintergrund der jeweiligen nationalen Herausforderungen einerseits und transnationalen Verflechtungsprozessen andererseits geht sie auf einer Metaebene der Frage nach dem Verhältnis zwischen Spezifika und Gemeinsamkeiten in der parlamentarischen Praxis der ostmitteleuropäischen Transformationsprozesse nach.

Literaturempfehlungen:
Ash, Timothy Garton, Ein Jahrhundert wird abgewählt: Aus den Zentren Mitteleuropas 1980-1990, München 1990.

Schulz, Andreas; Wirsching, Andreas (Hg.), Parlamentarische Kulturen in Europa. Das Parlament als Kommunikationsraum, Düsseldorf 2012.
Ther, Philipp, Das andere Ende der Geschichte. Über die Große Transformation, Berlin 2019.
Tüffers, Bettina, Die 10. Volkskammer der DDR. Ein Parlament im Umbruch. Selbstwahrnehmung, Selbstparlamentarisierung, Selbstauflösung, Düsseldorf 2016.