Beginn: 14. Oktober 2008
2. Sitzung: am 21.10.08
dann 14-täglich: 04.11.; 18.11.; 02.12.; 16.12; 13.01.09; 27.01.09
Giambattista Vico (1668-1744) und Johann Gottfried Herder (1744-1803) sind zwei bedeutende Kulturtheoretiker des 18. Jahrhunderts, die nicht zuletzt unter den Vorzeichen der kulturwissenschaftlichen Wende in den Geisteswissenschaften in den letzten Jahren erneut an Bedeutung gewonnen haben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts entwickelte Vico in seiner berühmten Scienza nuova ein neues Geschichtsdenken, das bereits Elemente einer im heutigen Sinn umfassenden Sozial- und Kulturwissenschaft enthält. Vico zufolge ist die Geschichte für den Menschen deshalb erkennbar, weil er sie selbst gemacht hat. Freilich gibt es für ihn auch Bereiche, für die Gott verantwortlich ist, so dass Vico unter der Voraussetzung einer von Gott verantworteten Schöpfung die Erkennbarkeit von Geschichte und Kultur für den Menschen herauszustellen sucht.
Wie Vico geht auch Herder von einer Erkennbarkeit der Geschichte aus. Er entwirft seine Kulturgeschichte aber auf der Grundlage und als Verlängerung der Naturgeschichte, die er beide unter den Leitbegriffen der „Organisation“ und der „Humanität“ untersucht.
Bereits in den Semesterferien sollten folgende Texte gelesen werden:
Giambattista Vico: Die neue Wissenschaft von der gemeinschaftlichen Natur der Nationen. Auswahl, Übersetzung und Einleitung von Ferdinand Fellmann. Frankfurt a. M. 1981.
Johann Gottfried Herder: Auch eine Philosophie der Geschichte zur Bildung der Menschheit. Hg. v. Hans Dietrich Irmscher. Stuttgart: Reclam 1990 (Reclam UB 4460) – zur Anschaffung empfohlen.
Ders.: Älteste Urkunde des Menschengeschlechts [1774]. In: Ders.: Werke in zehn Bänden. Hg. v. Günter Arnold [u.a.]. Frankfurt: Deutscher Klassiker Verlag. 1985-2000. Bd. V: Schriften zum Alten Testament. Hg. v. Rudolf Smend. Frankfurt/M. 1993, S. 179-659 (1. Band, 1. Kap.).
Ders.: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. In: Ders.: Werke. Hg. v. Wolfgang Pross. Bd. 1-3. München [u.a.]: Hanser, 1984-2000. Bd. III, Teilband 1 (Text) und Teilband 2 (Kommentar) (bes. die Bücher IV; II,4; VII; X,1) .
Zur Einführung:
Leonardo Amoroso: Erläuternde Einführung in Vicos „Neue Wissenschaft“. Übers. v. Franz Reinders. Würzburg: Königshausen & Neumann, 2006.
Isaiah Berlin: Three Critics of the Enlightenment: Vico, Hamann, Herder. Princeton, NJ [u.a.] 2000.
Markus Buntfuß: „Das ästhetische Religionsverständnis J.G. Herders“ in: Die Erscheinungsform des Christentums. Zur ästhetischen Neugestaltung der Religionstheologie bei Herder, Wackenroder und De Wette“. Berlin: de Gruyter 2004, Teil I, S. 21-86.
Peter Burke: Vico: Philosoph, Historiker, Denker einer neuen Wissenschaft. Berlin: Wagenbach, 2001. Ferdinand Fellmann: Das Vico-Axiom : der Mensch macht die Geschichte; Freiburg: Alber 1976.
Christina Juliane Fleck: „Johann Gottfried Herders ‚Schöpfungsästhetik’“. [= Kap. III in:] Dies.: Genie und Wahrheit. Der Geniegedanke im Sturm und Drang. Marburg: Tectum, 2006. S. 49-153.
Hans Dietrich Irmscher: Johann Gottfried Herder. Stuttgart: Reclam 2001 (RUB 17630). Johann Gottfried Herder: In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten von Friedrich Wilhelm Kantzenbach. Reinbek: Rowohlt 1986.
Friedrich Kittler: Eine Kulturgeschichte der Kulturwissenschaft. München: Fink 2000.
Anne Löchte: Johann Gottfried Herder: Kulturtheorie und Humanitätsidee der Ideen, Humanitätsbriefe und Adrastea. Würzburg: Königshausen & Neumann 2005.
Michael Zaremba: Johann Gottfried Herder: Prediger der Humanität. Eine Biografie. Köln: Böhlau 2002.
