Die Neurowissenschaften haben in den letzten Jahren einen kaum zu überschätzenden Bedeutungsaufschwung erfahren. Häufig verbindet sich damit der mehr oder weniger versteckte Anspruch, als neue „Leitwissenschaft“ zu fungieren, und zwar nicht etwa nur hinsichtlich der dem menschlichen Selbst- und Welterleben zugrunde liegenden biophysikalischen und biochemischen Prozesse, sondern auch im Blick auf kulturelle Phänomene. Die Konsequenzen sind überaus weitreichend. Einer der gewichtigsten Punkte besteht in der Infragestellung der menschlichen Freiheit, die für einige Neurowissenschaftler nichts anderes als eine Illusion darstellt, die als bloße Konstruktion unseres Gehirns zu entlarven sei. Im Seminar wollen wir uns einen groben Überblick über die Ergebnisse der neuesten Gehirnforschung verschaffen und zugleich nach den Grenzen ihres Erklärungsansatzes fragen.