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Hauptseminar: Woher kommen Judentum und Christentum? Das Theorem der Achsenzeit - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Hauptseminar: Woher kommen Judentum und Christentum? Das Theorem der Achsenzeit
Semester SS 2020
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 4
Heimat-Einrichtung Theologische Fakultät
Veranstaltungstyp Hauptseminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Vorbesprechung Donnerstag, 07.01.2021 18:00 - 20:00
Erster Termin Montag, 06.04.2020 18:00 - 19:30, Ort: (SemR E)

Räume und Zeiten

(SemR E)
Montag: 18:00 - 19:30, zweiwöchentlich (7x)
(Halle/Saale oder digital)
Donnerstag, 07.01.2021 18:00 - 20:00
(Leucorea, Lutherstadt Wittenberg)
Sonntag, 10.01.2021 14:00 - 20:00
Montag, 11.01.2021 12:30 - 16:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Das auf Karl Jaspers zurückgehende Theorem der „Achsenzeit“ wurde jüngst von dem jüdischen Soziologen Shmuel N. Eisenstadt in die neuere, soziologisch orientierte Religions- und Kulturgeschichte eingebracht und hat vielfältige Resonanz ausgelöst. Mit diesem Theorem ist gemeint, dass sich in der Zeitspanne von ca. 800-200 v. Chr. in den Gebieten des östlichen Mittelmeerraums und mittleren Orients sowie Indiens und Chinas weltgeschichtliche Entwicklungsschübe vollzogen haben, in denen sich die religiös und moralisch bedeutsamen Motive einer weltüberhobenen Transzendenz mit universaler Bedeutung herausgebildet haben. Diese Motive wurden zu Ankerpunkten basaler moralischer Ordnungen, die sich unter Kritik sakralisierter Herrschaft geschichtlich realisieren (sollen). Im Blick auf die Religion Israels stehen insbesondere Motive der Prophetie im Fokus. Danach transzendiert Jahwes Macht die aller irdischen Machthaber und geht mit einer universalen moralischen Normativität einher, an der auch die Könige Israels gemessen werden. Zugleich werden die damaligen Weltreiche als Exekutoren des göttlichen Willens verstanden, die Israel um seiner Sünden willen auch strafen. Diese „Unheilstheodizee“ (M. Weber) wurde sodann zum Ausgangspunkt eines kontrafaktischen Verständnisses von Geschichte, wonach Umkehr und Absage gegenüber dem Vergangenen angesagt ist und Gott das Heil in messianischer Zukunft heraufführt. Dieses Grundmotiv prägte das nachmalige Judentum wie Christentum – allerdings in unterschiedlicher Auslegung, was die Frage des Gekommenseins des Messias betrifft.
Das Seminar ist zeitlich zweigeteilt. Die erste Einheit findet vierzehntägig während der Vorlesungszeit statt. Hier sollen grundlegende Texte aus der Diskussion des Theorems der Achsenzeit gelesen und im Lichte entsprechender biblischer Texte erörtert werden. Die zweite Einheit erfolgt am 2./3. Oktober 2020 in der Leucorea in Wittenberg. Hier wollen wir gemeinsam mit jüdischen Vertretern über Einheit und Differenz von Judentum und Christentum ins Gespräch kommen, wobei die Beschäftigung mit Texten von Eisenstadt als Ausgangspunkt dienen soll.

Texte u.a.: Karl Jaspers, Vom Ursprung und Ziel der Geschichte, 1949; Shmuel N. Eisenstadt, Kulturen der Achsenzeit, Bd. 1: Ihre Ursprünge und ihre Vielfalt. Übers. v. R. Achlama und G. Schalit. Frankfurt am Main 1987 (Originaltitel: The Axial Age Breakthroughs - Their characterictics and Origins. In: The Origins and Diversity of Axial Age Civilizations. New York, 1986); Bd. II: Ihre institutionelle und kulturelle Dynamik. 3 Teile, Frankfurt am Main 1992 (in Ausschnitten); Shmuel N. Eisenstadt, The origins and diversity of axial age civilisations, New York 1986.