In der Reisebranche genießt der Spirituelle Tourismus seit einiger Zeit vermehrte Aufmerksamkeit. Nach einer Phase, während der man Orte, Inhalte und Ausdrucksformen unbefangen miteinander kombinierte, sucht man nun gezielt nach einem Angebot von größerer innerer Stimmigkeit und öffnet sich dazu einer Kooperation mit den Kirchen. Diese befürchten einen Ausverkauf ihrer Tradition und reagieren nicht selten skeptisch. Das Wissen um die vielfältigen Formen außerkirchlicher Religiosität und die missionarische Dimension des christlichen Glaubens sprechen jedoch dafür, solche Kooperationen einzugehen und dabei nach Grundlinien eines authentischen spirituellen Tourismus zu suchen.
Der erweiterte Blick auf das Phänomen des Tourismus zeigt, dass die Verbindung von Reisen und Spiritualität keine kurzlebige modische Finesse darstellt. Mit dem Wallfahrtswesen wird spirituelles Reisen bereits seit Jahrhunderten im großen Stil praktiziert. Dieser Reisezweig dürfte global betrachtet auch heute noch die Hauptform des Reisens darstellen. Hinzu kommt, dass recht betrachtet jeder Reise ein spirituelles Moment innewohnt, zwingt die zeitweise Entwurzelung (fremder Ort, Sprache, Kultur soziales Miteinander) doch dazu, bisherige Lebenseinstellungen zu überdenken und gegebenenfalls neu seinen eigenen Ort in der Welt zu finden.