Als „Deutungsmuster“ bezeichnet man immer wieder aufgegriffene Konzepte, die Wahrnehmungen leiten, Erfahrenes interpretieren und Verhalten motivieren (G. Bollenbeck); in „Kulturmustern“ verbinden sich damit zudem bestimmte standardisierte Praktiken. Literatur kann zur Herausbildung und Verbreitung solcher Muster beitragen (wie z. B. des Deutungsmusters Bildung), und der Umgang mit Literatur unterliegt seinerseits bestimmten Kulturmustern (z. B. dem Kulturmuster der ‚emphatischen Lektüre‘). Die Untersuchung von Deutungs- und Kulturmustern klärt über weitgehend selbstverständlich gewordene und daher kaum reflektierte Regeln und Regelmäßigkeiten einer Kultur auf. Im Kolloquium werden verschiedene Theorieangebote zur Profilierung der Begriffe Deutungs- und Kulturmuster ebenso diskutiert wie ihre Einsatzmöglichkeiten in verschiedenen Geisteswissenschaften.