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Seminar: Selbstbeschreibung im Spiegel der Fremdbestimmung. Marginalität und autobiographisches Schreiben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (mi 10-12) - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Selbstbeschreibung im Spiegel der Fremdbestimmung. Marginalität und autobiographisches Schreiben in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (mi 10-12)
Untertitel (Modul B.A./LA: Literaturgeschichte 17. bis 19. Jahrhundert; Modul Master/LA Gymn.: Literaturtheorie, Poetologie und Ästhetik, Literaturtheorie, Poetologie und Ästhetik. (Vertiefungsmodul); Literaturgeschichte. Literaturgeschichte (Vertiefungsmodul))
Semester WS 2013/14
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 4
Heimat-Einrichtung Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 09.10.2013 10:15 - 11:45, Ort: (Herweghstr. 96, ÜR C)
Studiengänge (für) B.A. DSL 60/90
LA Gymnasium/Sek. und Förderschule wobl.
Master AVL 45/75 / Master DSL 120 / Master DLK 45/75
SWS 2

Räume und Zeiten

(Herweghstr. 96, ÜR C)
Mittwoch: 10:15 - 11:45, wöchentlich (15x)

Kommentar/Beschreibung

Jean-Jacques Rousseaus Autobiographie „Les Confessions“ (1782/1789) gibt den Ton an: Sich selbst unter den Leitvorstellungen der zeitgenössischen bürgerlich-adligen Kultur in den Bereichen Bildung, Religion, Ästhetik, aber auch Selbstbestimmung vorzustellen und diese Kriterien auf der Grundlage der eigenen Besonderheit und der in sie eingeflossenen Erfahrungen zugleich in Frage zu stellen, mitunter auch vorzuführen, beschreibt den Ausgangspunkt für die Arbeit des Seminars. Diese zielt darauf, anhand verschiedener Autobiographien von Angehörigen unterbürgerlicher Schichten oder anderer randständiger, ggf. diskriminierter Gruppen das Wechselverhältnis von Normalität und Marginalität, Subalternität und Domi-nanzkultur, Schweigen und Stimme in der literarischen Selbstinszenierung zu erkunden. Damit ist die Fragestellung verbunden, in welchem Maße das Schreiben aus marginaler Position nicht nur auf vorhandene dominanzkulturelle Vorstellungen und literarische Verfahren angewiesen ist, um für ein eher gehobenes Lese-Publikum sichtbar zu werden, sondern auch, ob die damit herangezogenen Deutungsmuster, Moral- und Stil-Vorstellungen genutzt werden können, um marginale oder subalterne Erfahrungen, Lebensentwürfe und Geltungsansprüche überhaupt zu Wort kommen zu lassen. Da sich Marginalität in einem Medium gestalten und behaupten muss, das zunächst einmal dafür nicht geschaffen wurde, ist ferner zu fragen, welche Adaptions- und Assimilations-, ggf. auch Überanpassungsprozesse aufgeboten, wenn nicht gefordert oder intendiert werden, um in den vorgegebenen Anerkennungsmustern entweder die eigene Biographie und Identität sichtbar werden zu lassen oder aber diese parodistisch, subversiv oder kritisch gegen die vorherrschenden Normen ins Spiel zu bringen.
Nach einer eingehenden Lektüre ausgewählter Kapitel aus Rousseaus Autobiographie werden im Seminar „Die Memoiren der Glikl von Hameln“ (1691/1719), Ulrich Bräkers „Lebensgeschichte und natürliche Ebenteuer des Armen Manns von Tockenburg (1788/89); Salomon Maimons „Lebensgeschichte“ (1792/93), „The Interesting Narrative of the Life of Olaudah Equiano or Gustavus Vassa the African“ (1794) sowie „Das Leben und die Schicksale des Magister Laukhard (1792-1802) zur Sprache kommen.
Literatur zur Einführung: Claudia Ulbrich u. a. (Hg.): Selbstzeugnis und Person. Transkulturelle Perspektiven. Köln: Böhlau 2012; Henning Eckart: Selbstzeugnisse. Quellenwert und Quellenkritik. Berlin: Bibspider 2012; Linda Anderson: Autobiography. London: Routledge 2011; Martina Wagner-Edelhaaf: Autobiografie. Stuttgart: Metzler 22005; Ortrun Niethammer: Autobiographien von Frauen im 18. Jahrhundert. Tübingen Basel: Francke 2000;Günter Niggl (Hg.): Die Autobiographie. Zu Form und Geschichte einer literarischen Gattung. Darmstadt: WBG 1989; Jürgen Lehmann: Bekennen, erzählen, berichten. Studien zu Theorie und Geschichte der Autobiographie. Tübingen: Niemeyer 1988; Helmut Pfotenhauer: Literarische Anthropologie. Selbstbiographien und ihre Geschichte am Leitfaden des Leibes. Stuttgart: Metzler 1987.