J.P. Hebels 1811 veröffentlichte Kalendergeschichte „Unverhofftes Wiedersehen“ ist nicht nur erzähltheoretisch bedeutsam. Die Geschichte vom verschütteten Bergmann in der schwedischen Grube Falun, der jugendlich erhalten und fast unversehrt nach 50 Jahren an die Erdoberfläche gebracht und von seiner nun greisen Verlobten wiedererkannt wird, hat eine Vielzahl literarischer Darstellungen hervorgebracht. Mannigfache Motivierungen dieses literarischen Stoffes in der Lyrik, Epik und Dramatik sind Gegenstand der analytischen Arbeit und der Diskussion. Folgende „Varianten“ bilden u.a. den Textkorpus: G. H. Schubert Ansichten von der Nachtseite der Naturwissenschaft, E.T.A. Hoffmann Die Bergwerke zu Falun, A. von Arnim Des ersten Bergmanns ewige Jugend, Novalis Heinrich von Ofterdingen, H. Zschokke Das Bergwerk von Falun, Friedrich Hebbel Treue Liebe, H. v. Hofmannsthal Das Bergwerk von Falun, F. Fühmann Im Berg.
Besondere Aufmerksamkeit gilt den romantischen Texten, da das Bergwerk mit seinen unterirdischen Gängen für die Romantiker auch als das Unergründliche der Seele fungiert und die Erfahrungen mit dem Unbewussten Aufnahme finden.
So werden im 18./19. und zwanzigsten Jahrhundert jeweils andere motivische und thematische Schwerpunkte gesetzt, die es zu bestimmen gilt.
Sekundärliteratur: Thomas Eicher (Hrsg.): Das Bergwerk von Falun. Varianten eines literarischen Stoffes. Münster 1996
Helmut Gold: Erkenntnisse unter Tage. Bergbaumotive in der Literatur der Romantik.Opladen 1990
E. Frenzel: Stoffe der Weltliteratur
E. Frenzel: Motiv der Weltliteratur
Sigrid Damm: „Geheimnißvoll offenbar“. Goethe im Berg. Frankfurt/M. 2009.