Mit seinen im Wintersemester 1899/1900 an der Berliner Universität vor Hörern aller Fakultäten gehaltenen Vorlesungen über das "Wesen des Christentums" erreichte Adolf von Harnack einen außerordentlichen Publikumserfolg und bestimmte die wissenschaftliche Diskussion einer ganzen Theologengeneration. Seine Vorlesungen, die schon im Jahre 1900 erstmalig gedruckt erschienen und rasch zahlreiche Neuauflagen sowie Übersetzungen erfuhren, beruhen auf langjährigen Studien zu philologischen, historischen, insbesondere institutions-, frömmigkeits- und kulturgeschichtlichen Aspekten der Antike und des christlichen Abendlandes. Die Frage nach dem Wesen des Christentums, mit der Harnack an eine seit der Aufklärung virulente Problemstellung anknüpft, stellt sich die Aufgabe, durch die Herausstellung der wechselseitigen Beziehungen von dem durch Jesus Christus und seine Verkündigung gegebenen Ursprung und dessen geschichtlicher Wirksamkeit zu einer lebendigen Auffassung der christlichen Religion zu gelangen.
Im Seminar wird diese "Programmschrift der liberalen Theologie" kursorisch gelesen und diskutiert.