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Seminar: Imagined Communities - Narrative von Gemeinschaft in der haitianischen Literatur - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Imagined Communities - Narrative von Gemeinschaft in der haitianischen Literatur
Untertitel Aufbaumodul Französische Literaturwissenschaft 3 - Analyse und Interpretation
Semester SS 2019
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 5
erwartete Teilnehmendenanzahl 20
Heimat-Einrichtung Institut für Romanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Mittwoch, 03.04.2019 16:00 - 18:00
Studiengänge (für) LA, B.A.
SWS 2

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Gemeinschaft entsteht in einem "Wechselspiel zwischen funktionalen, arbeitsteilig-ökonomischen Erfordernissen einerseits und kollektiven Riten und gemeinschaftlichen Praxen andererseits" (1). Auch konstituiert sich auch das Individuum durch und in seinen sozialen Bezügen, als präsoziales ist es kaum denkbar. Trotzdem bleibt der Begriff der Gemeinschaft ebenso umkämpft wie schillernd vielfältig.
Die Formen von Gemeinschaft bewegen sich dabei von der abstrakten vorgestellten Gemeinschaft der Nation hin zu der konkreten intimen Gemeinschaft der Familie. Trotz der Diversität von Entwürfen und - Konzepten unterliegen Gemeinschaften immer der Notwendigkeit sich sowohl durch Rituale, Praxen als auch durch das geteilte Imaginäre herzustellen und fortzuschreiben. Kollektive Erinnerungen, Erzählungen und Mythe fondateur sind folglich zentral für das Fortbestehen sozialer Gefüge.
Die Revolution von St. Domingue im Jahre 1792, führt 1804 in die Unabhängigkeit des neuen Staates Haiti. Inwiefern dieses herausragende historische Ereignis als Gründungsmythos dienen kann, wird bereits im ersten haitianischen Roman "Stella" (1859) spürbar. Gleichzeitig zeichnet sich schon zu Beginn ab wie eng politische und spirituelle Vergemeinschaftung in Haiti miteinander verwoben sind.
Das haitianische "Imaginaire" versammelt dabei neben der Haitianischen Revolution eine Vielzahl divergierende Narrative, die Gemeinschaft(en) erzählen und erschaffen. Auf die Spur dieser Narrative, ihrer Formen und Funktionen wollen wir uns in diesem Seminar anhand zentraler haitianischer Romanen des 20. und 21. Jahrhunderts machen. In Auszügen wollen wir u.a. "Bicentaire" von Lyonel Trouillot, "L'ange du patriarche" von Kettly Mars und "La Gouverneur de la Rosée" von Jacques Roumain lesen. Dabei sollen Mechanismen der Vergemeinschaftung von Exklusion bis Rausch und ihre literarische Inszenierung ebenso betrachtet werden, wie die Frage, ob universalistische Konzepte von Gemeinschaft in der postmodernen Gesellschaft überhaupt noch möglich sind.

(1) Gertenbach, Lars; Laux, Henning; Rosa, Hartmut; Strecker, David: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung. Hamburg: Junius Verlag 2015. S. 187.