Diese Vorlesung nimmt zwei der großen Entwicklungslinien des 19. und 20. Jahrhunderts in den Blick: die ökonomische, politische, kulturelle und demographische "Globalisierung" einerseits, den Aufstieg des Nationalstaates zu der modernen Organisationsform politischer Gemeinwesen schlechthin andererseits. Beide Prozesse waren miteinander verschränkt, gerieten aber phasenweise auch in Widerspruch zueinander: (nicht zuletzt militärisch) starke Nationalstaaten waren notwendige Motoren der Globalisierung, diese ihrerseits trug das europäische Modell des Nationalstaates in die ganze Welt. Mit dem Ersten Weltkrieg dagegen setzten sich in vielen Nationalstaaten Bestrebungen durch, die eigene Gesellschaft möglichst weitgehend nach außen abzuschotten; dies bremste die Globalisierung für mehrere Jahrzehnte.
Indem die Vorlesung die sich wandelnden Zusammenhänge zwischen Globalisierung und Nationalstaatsbildung untersucht, unternimmt sie zugleich den Versuch einer problemorientierten (d.h. nicht enzyklopädischen, sondern auf ausgewählte Fragen beschränkten) Skizze der Weltgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Zudem prüfen wir anhand unseres Gegenstandes die sehr unterschiedlichen Angebote, die Historiker/innen und Sozialwissenschaftler/innen in den letzten Jahren gemacht haben, wie man denn überhaupt methodisch kontrolliert globale oder transnationale Geschichte schreiben könnte.
Die Vorlesung dient in diesem Semester auch der Einführung in das zeithistorische Rahmenthema des Lehramts-Staatsexamens im Herbst 2015.
Zur Vorbereitung empfehle ich Ihnen: Jürgen Osterhammel/Nils P. Petersson, Geschichte der Globalisierung. Dimensionen, Prozesse, Epochen, 2. Auflage München 2004.
Anmeldemodus
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Vergessen Sie nicht, sich in der Zeit vom 23.03. bis 28.04.2015 über das Löwenportal für die Module anzumelden!