MLU
Seminar: Annäherungen an künstliche Paradiese. Literatur, Sucht und Rausch (do 14-16) - Details
Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: Annäherungen an künstliche Paradiese. Literatur, Sucht und Rausch (do 14-16)
Semester WS 2022/23
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 40
erwartete Teilnehmendenanzahl 24
Heimat-Einrichtung Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 13.10.2022 14:15 - 15:45, Ort: Seminarraum
Teilnehmende Modul LA Sek./LA Sek.Fö.: Literaturgeschichte. (17. Jh. bis zur Gegenwart) (5 LP)
Modul B.A./LA Gymn.: Literaturgeschichte. (17. Jh. bis zur Gegenwart) (10 LP)
Modul B.A./LA: Themen, Stoffe und Motive
Modul LAGr: Text: Produktion, Rezeption, Interpretation (alte und neue Ordnung)
Modul Master/LA: Literaturtheorie, Poetologie und Ästhetik (Vertiefungsmodul) / Literaturgeschichte - (Vertiefungsmodul)
Modul Master: Literaturtheorie, Poetologie und Ästhetik / Literaturgeschichte / Themen, Stoffe, Motive
Studiengänge (für) B.A. DSL 60/90
LA Gymn./ LA Sek. u. Fö
LA Grundschule
Masterstudiengänge
SWS 2

Räume und Zeiten

Seminarraum
Donnerstag: 14:15 - 15:45, wöchentlich (15x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Annäherungen: Drogen und Rausch in der Literatur.


In diesem Seminar wird untersucht, in welchem Verhältnis die Drogen- und Rauscherfahrung und die Literatur steht. Überspitzt kann man sagen, dass es erst die Erfahrung des Rausches war, wie er in den antiken, dionysischen Festen der Überschreitung erlebt wurde, die am Beginn der abendländischen Zivilisation die tragische Kunst überhaupt ermöglichte. Die tragische Kunst fand in den dionysischen Festlichkeiten ihr Motiv, weil, wie Nietzsche anmerkt, der Mensch im Rausch selbst zum Kunstwerk wird. Denn ähnlich der Kunst und der Literatur sind es ja die Drogen, die, wie Huxley betont, die Pforten der Wahrnehmung aufbrechen, ja sprengen. Diese andere Sicht auf die Dinge zeigt Alternativen zur festgefügten Welt des Alltags auf. Der Rausch als eine Form der profanen Erleuchtung kann also, wie Benjamin und die Surrealisten glaubten, wie die Kunst für die Revolution nutzbar gemacht werden. Gleichzeitig steht jedoch der Rausch – und darauf machen Nietzsche wie auch Baudelaire in seinen Reflexionen zum Haschisch aufmerksam - dem künstlerischen Prinzip der formalen Gestaltung diametral entgegen. Für Lacan, der die strukturalistische Psychoanalyse begründet hat, sind es ja die psychotischen Halluzinationen des Deliriums, die als Symptom vom Zusammenbruch jeglicher symbolischen Ordnung und damit jeglichem Gestaltungsprinzip künden. Die sprachliche Ordnung sichert jedoch erst die Stabilität eines Individuums. Die paranoide Rauscherfahrung zeigt also den Süchtigen in seiner tragischen Existenz, dem in seinem Ausgeliefertsein durch einen tiefgreifenden Kontrollverlust die Zerstörung droht. Der Süchtige wird also in der Literatur der Moderne zu einer wichtigen Gestalt, der wie der Wahnsinnige provoziert, weil er die erschütternde Wahrheit über unsere Gefährdung als Subjekt zeigt, die wir allzu gerne ausblenden und verdrängen wollen.
Behandelt werden in diesem Seminar folgende Autoren: Euripides, Nietzsche, Poe, De Quincey, Baudelaire, Benn, Trakl, Rheiner, Fallada, Jünger, Roth, Huxley, Pitigrilli, Benjamin, Breton, Lowry, Burroughs, Fauser, Cailloux.
Zur Vorbereitung auf das Seminar empfehle ich: Alexander Kupfer: Die künstlichen Paradiese. Rausch und Realität seit der Romantik. Ein Handbuch. Stuttgart/Weimar: J. B. Metzler, 2006.