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Colloquium: Forschungskolloquium: Raum-Poetiken (di 16-18) - Details
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General information

Course name Colloquium: Forschungskolloquium: Raum-Poetiken (di 16-18)
Subtitle (Modul Master: Forschungskolloquium „Theorie, Geschichte und Arbeitsfelder der Allgem. u. Vergleichenden Literaturwissenschaft“)
Semester WS 2013/14
Current number of participants 3
Home institute Institut für Germanistik
Courses type Colloquium in category Offizielle Lehrveranstaltungen
First date Tuesday, 08.10.2013 16:15 - 17:45, Room: (Herweghstr. 96, ÜR A)
Type/Form Forschungskolloquium
Studiengänge (für) LA Gymn.
Master AVL 45/75/Master DSL 120/Master DLK 45/75
SWS 2

Rooms and times

(Herweghstr. 96, ÜR A)
Tuesday: 16:15 - 17:45, weekly (15x)

Comment/Description

Nachdem im Zuge der Postmoderne der Fortschritt und kurz nach den Systemumbrüchen in Osteuropa offensichtlich auch die Geschichte ganz abhanden gekommen waren, kehrten Zeit und Erzählung über die Attraktivität und den jeweiligen Deutungsbedarf des Raums als soge-nannter „spatial turn“ zu Beginn der 1990er Jahre wieder ins Bewusstsein, in die politischen Diskurse und so auch in die Literatur- und Kulturwissenschaften zurück. Ältere Raum-Kon-zepte, die zentral mit dem Anspruch der „Regierbarkeit“ (Michel Foucaults „gouvernementa¬lité“) verbunden gewesen waren und sich im Blick auf Beherrschbarkeit, Überschaubarkeit, Aneignungs- und „Durchdringungsmöglichkeiten“ eines jeweils als gegeben vorausgesetzten Raumes strukturierten, waren bis dahin sowohl durch die politischen Kämpfe um Territorial-ansprüche (so noch immer der Bestseller Hans Grimms „Volk ohne Raum“ 1926) als auch durch die nach 1945 einsetzenden transnationalen Entwicklungen in ihren Geltungsansprü¬chen in Frage gestellt worden. Dem gegenüber hoben die neueren Raum-Konzepte, darin an die europäischen Avantgarden anknüpfend, von vorne herein den Konstruktionscharakter und die daran beteiligten Imaginationen, Projektionen, ideologischen und künstlerischen Anteile hervor. Das Forschungskolloquium wird sich zunächst mit einigen grundlegenden Texten zur poetischen Herstellung, Wahrnehmung und Vermittlung von Räumen beschäftigen und dann anhand ausgewählter Raumvorstellungen: Himmel und Hölle, Wüste und Polarkreis, Kosmos und Zimmer, Insel und Höhle, Paradies und Garten, literarische und andere künstlerische Gestaltungsbeispiele darauf hin untersuchen, in welchem Maße und in welcher Tragweite daran Raum-Poetiken abgelesen bzw. entwickelt werden können.
Literatur zur Einführung: Doris Bachmann-Medick: Spatial Turn, in: dies.: Cultural Turns. Neuorientierungen in den Kulturwissenschaften. Reinbek: Rowohlt 2006, S. 284; Michail Bachtin: Formen der Zeit im Roman. Untersuchungen zur historischen Poetik. Frankfurt a. M.: Fischer 1989; Jörg Dünne, Stefan Günzel (Hg.): Raumtheorie. Grundlagentexte aus Philo¬sophie und Kulturwissenschaften. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006; Ottmar Ette: Literatur in Bewegung. Raum und Dynamik grenzüberschreitenden Schreibens in Europa und Amerika. Weilerswist: Velbrück 2001; Stefan Günzel (Hg.): Raum. Ein interdisziplinäres Handbuch. Stuttgart Weimar: Metzler 2010; Hallet, Wolfgang: Raum und Bewegung in der Literatur. Die Literaturwissenschaften und der Spatial Turn. Bielefeld: transcript 2009; Magdalena Marszalek, Susi K. Frank (Hg.): Geopoetiken. Geographische Entwürfe in den mittel- und osteuropäischen Literaturen. Berlin: Kadmos 2010; Jürgen Osterhammel: Die Wiederkehr des Raumes: Geopo-litik, Geohistorie und historische Geographie, in: Neue Politische Literatur 43 (1998), S. 374-297; Alexander Ritter (Hg.): Landschaft und Raum in der Erzählkunst. Darmstadt: WBD 1975 (=WdF 418); Karl Schlögel: Im Raume lesen wir die Zeit. Über Zivilisationsgeschichte und Geopolitik. München Wien: Hanser 2003.
Eine Liste mit weiterer Literatur zu „Raum“ findet sich auf meiner Homepage:
http://nell.germanistik.uni-halle.de/materialien/.