Der Dichter Johann Wilhelm Ludwig Gleim (1719-1803) zählt zu den bedeutenden Vertretern der deutschen Anakreontik, jener literarischen Strömung, die in Halle wichtige Impulse erhielt und die Dichtung und Briefkultur des 18. Jahrhunderts gravierend veränderte. Mit seiner Brief-, Buch- und Porträtsammlung in Halberstadt (heute noch im Gleimhaus zugänglich) schuf Gleim außerdem das erste deutsche Literaturarchiv. Anhand der Briefe und Gedichte Gleims wird ein Einblick in Dichtung und Kommunikationsformen um die Mitte des 18. Jahrhunderts gegeben. Diskutiert wird hierbei die literarische Öffentlichkeit, die der politischen des ausgehenden 18. Jahrhunderts vorausging. Eine Sitzung im Gleimhaus Halberstadt führt am Beispiel der Briefe und Gedichte Gleims in die Arbeit eines Literaturarchivs ein. Die Verbindung von Archivierungs- und Forschungsfragen findet in praktischen Übungen statt.
Zur ersten Orientierung: Zweiter Hallescher Dichterkreis. Anakreontik. Gleim, Götz, Rudnick, Uz. Textauswahl nebst einer Einleitung und einem Anhang von Hans-Joachim Kertscher. Halle 1993 (Schriftenreihe zur Geistes- und Kulturgeschichte); Robert Vellusig: Schriftliche Gespräche. Briefkultur im 18. Jahrhundert. Wien u.a. 2000.