Literaturempfehlung: Albertz, Anuschka: Exemplarisches Heldentum. Die Rezeptionsgeschichte der Schlacht an den Thermopylen von der Antike bis zur Gegenwart, München 2006.
Baltrusch, Ernst: Sparta. Geschichte, Gesellschaft, Kultur, München 2016.
Chapoutot, Johann: Der Nationalsozialismus und die Antike, Darmstadt 2014.
Lorenz, Maren: Leibhaftige Vergangenheit. Einführung in die Körpergeschichte, Tübingen 2000.
Roche, Helen: Sparta’s German children. The ideal of ancient Sparta in the Royal Prussian Cadet Corps, 1818 - 1920 and in National Socialist elite schools (the Napolas), 1933 - 1945, Swansea 2013.
Leistungsnachweis
Modulleistung: Kann in einem entsprechenden Seminar zum Modul (BA-VM) erbracht werden.
Studienleistung: Regelmäßige und aktive Teilnahmen an den Sitzungen, Übernahme eines Referats oder die gleichwertige Anfertigung schriftlicher Aufgaben.
„Ahu!“ Einsilbig schallt es in den letzten Jahren durch deutsche Innenstädte, wenn Demonstrationszüge rechtsextremistischer Gruppierungen durch die Straßen ziehen. „Ahu!“ Damit beziehen sich die Akteur:innen aus dem rechten Milieu auf Zack Snyders Actionblockbuster „300“ aus dem Jahr 2006. Mit martialischen Bildern kraftstrotzender Männerkörper arbeitet sich Snyder an der antiken Schlacht am Thermopylenpass um 480 v. Chr. ab. Die mehrdeutigen Ereignisse zu einem reißerischen Heldenepos verkürzend, erzählt der Film die Geschichte von dreihundert Spartanern, die sich, den Schlachtruf „Ahu!“ auf den Lippen, dem Angriff des zahlenmäßig weit überlegenden persischen Heers „heldenhaft“ entgegenstellen. In Bezug auf den Film stilisiert die „Neue Rechte“ das antike Sparta zum historischen Vorbild des eigenen, rassistisch motivierten Kampfes gegen Flucht und Migration. Doch ihre Instrumentalisierung Spartas ist keineswegs neu. Viel eher knüpfen Akteursgruppen wie die „Identitäre Bewegung“ hiermit an Rezeptionsmuster an, die sich bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgen lassen.
Im Rahmen unserer Übung möchte ich Sie dazu einladen, die deutsche Geschichte der Spartarezeption zu erkunden. Die Aufmerksamkeit soll auf verschiedene Spartabilder des 19. bis 21. Jahrhunderts gerichtet werden. Dabei wird uns der Begriff des „gestählten Menschen“ als thematische Klammer dienen, denn das Quellenmaterial soll vordergründig aus einer körpergeschichtlichen Perspektive analysiert werden. Stand der Körper doch immer wieder im Zentrum der Agenda deutscher „Sparta-Liebhaber:innen“ aus Militär, Eugenik, Lebensreform und Politik. Nach einer methodischen Einführung in die Körpergeschichte wollen wir uns historischen Spartabildern zuwenden. Doch auch die Wahrnehmung der „Neuen Rechten“ soll uns beschäftigen. Dafür wollen wir uns auch mit Zack Snyders Film „300“ auseinandersetzen. Über Ihre Teilnahme freue ich mich sehr!