In der deutschen Forschung gilt Karl V. gemeinhin als der letzte mittelalterliche Kaiser. Meist wird die tragische Geschichte eines ernsten Herrschers erzählt, der gegen Luther und für die Einheit der Christenheit kämpfte und schließlich scheiterte. Karl V. war jedoch nicht „nur“ ein Kaiser des Heiligen Römischen Reichs, sondern besaß nicht weniger als 72 Herrschaftstitel: Er herrschte unter anderem über 27 Königreiche, 13 Herzogtümer und 22 Grafschaften. Seine Herrschaft fiel in die Zeit der ersten europäischen Globalisierung. Das Seminar soll einen Einblick in die politische Kultur und Praxis des frühen 16. Jahrhunderts gewähren. Wie war ein solches Konglomerat von disparaten politischen Gebilden regierbar? Welche Herrschaftsvorstellungen und -praktiken lassen der Kaiser und seine Zeitgenossen erkennen? Wie reagierten sie auf die Reformation und die Eroberung Amerikas? Wie nahmen sie diese Welt wahr, die nicht mehr in die mittelalterliche Kategorie der Christenheit hineinpasste?
Einführungsliteratur: Kohler, Alfred, Karl V., 1500-1558. Eine Biographie, München 1999.
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