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Vorlesung: [MA-MI/IAS-WuSG I, Wiwis, Agrar] Economic History II - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: [MA-MI/IAS-WuSG I, Wiwis, Agrar] Economic History II
Untertitel Von Unterentwicklung zu Entwicklung: Deutschland 1800-1914 und China 1800-1950 im Vergleich
Semester SoSe 2024
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 17
Heimat-Einrichtung VWL, insb. Empirische Mikroökonomik
beteiligte Einrichtungen Institut für Agrar- und Ernährungswissenschaften, Institut für Geschichte, Wirtschafts- und Sozialgeschichte
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Nächster Termin Montag, 06.05.2024 16:15 - 17:45, Ort: Raum 122 (ehemals 29) [WiWi]
Der Termin am Montag, 29.04.2024 16:15 - 17:45 findet nicht statt.
Kommentar: Sehr geehrte Studierende, die Vorlesung Wirtschaftsgeschichte II am Montag, den 29. April, muss leider kurzfristig entfallen. Die nächste Vorlesung findet dann am Montag, den 6. Mai statt. Mit den besten Grüßen, Michael Kopsidis
Lernorganisation Eines der großen Themen der neueren Wirtschaftsgeschichte ist die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass die über fast zwei Jahrtausende größte und bis in die frühe Neuzeit hinein auch technologisch führende Volkswirtschaft der Welt, China, bis Anfang des 19. Jahrhunderts nicht nur ihren Vorsprung verloren hatte, sondern auf den Status eines der ärmsten Entwicklungsländer der Welt zurückfiel und zum Spielball der europäischen Mächte wurde. Es kam zu dem, was der amerikanische Wirtschaftshistoriker Kenneth Pomeranz „The Great Divergence“ nennt. Während Europa mit der Industrialisierung einen beispiellosen Aufschwung erlebte, fiel China immer weiter zurück.

Zu fragen ist nun, wo die Ursachen der beispiellosen chinesischen Krise lagen, die nach 1800 mit aller Macht einsetzte und warum trotz aller Modernisierungsbemühungen der Chinesen der Abstand zum Westen nur noch größer wurde. Chinesische Wissenschaftler selbst studieren dabei sehr genau die Wirtschaftsgeschichte erfolgreicher Spätentwickler, z.B. Japans, aber auch Deutschlands. Wie China erfuhr auch Deutschland in der Terminologie des berühmten Wirtschaftshistorikers Alexander Gerschenkron einen tiefgreifenden Prozess „nachholender Entwicklung“, der allerdings schon im 19. Jahrhundert erfolgreich verlief. Zu fragen ist also, wo die Gründe für die herausragende Dynamik des deutschen Wirtschaftswachstums ab 1840 lagen. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts hatte Deutschlands Industrie die britische bereits überholt und Großbritannien seinen Entwicklungsvorsprung verloren.
Ein deutsch-chinesischer Vergleich macht deutlich, welche Bedingungen gegeben sein müssen, damit nachholende Entwicklung erfolgreich verlaufen kann, und wann sie scheitert. Es wird dabei klar, dass ohne einen starken und handlungsfähigen Staat keine wettbewerbsfähige, moderne Marktwirtschaft entsteht und nachholende Entwicklung wenig mit dem Wirken einer irgendwie gearteten „unsichtbaren Hand“ zu tun hat. Gleichzeitig gilt aber, dass gesellschaftliche und ökonomische Modernisierungsprozesse in Richtung einer wettbewerblichen Marktwirtschaft schon von selbst in Gang gekommen sein müssen, damit staatliches Handeln ergänzend wirken kann. Somit behandelt die Vorlesung ein hochaktuelles Thema mit der immer wieder neu zu beantwortenden Frage nach dem Verhältnis von Gesellschaft, Wirtschaft und Staat, auf die es keine definitive für alle Zeiten und Situationen gültige Antwort gibt.

Studienleistung für Studierende der Geschichtswissenschaften: drei Protokolle, abzugeben bei Prof. Fertig.
Studiengänge (für) Masterstudiengänge WiWi-Bereich
International Area Studies
HistorikerInnen
SWS 2
ECTS-Punkte 5

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

One of the major themes of recent economic history is the question of how it came about that the world's largest economy for almost two millennia and also the technological leader until the early modern era, China, had not only lost its lead by the beginning of the 19th century but had fallen back to the status of one of the poorest developing countries in the world and became the plaything of the European powers. What occurred was what American economic historian Kenneth Pomeranz calls "The Great Divergence." While Europe experienced an unprecedented upswing with industrialization, China fell further and further behind.

The question now is where the causes of the unprecedented Chinese crisis laid, which powerfully set in after 1800, and why, despite all the modernization efforts of the Chinese, the gap to the West only widened. Chinese scholars themselves study very closely the economic history of successful late developers, e.g. Japan, but also Germany. Like China, Germany also experienced a profound process of "catching-up development," in the terminology of the famous economic historian Alexander Gerschenkron, although this process was already successful in the 19th century. The question, then, is where the reasons for the outstanding dynamism of German economic growth from 1840 onward lay. By the beginning of the 20th century, Germany's industry had already overtaken Britain's, and Britain had lost its developmental edge.
A German-Chinese comparison makes it clear what conditions must be in place for catch-up development to succeed and when it fails. It becomes clear that without a strong state capable of acting, no competitive, modern market economy can emerge, and that catch-up development has little to do with the work of an "invisible hand" of any kind. At the same time, however, it is true that social and economic modernization processes in the direction of a competitive market economy must already have got underway by themselves so that state action can have a complementary effect. State action can never induce the development of a market society. Thus, the lecture deals with a highly topical subject with the question of the relationship between society, economy and state, which has to be answered again and again and to which there is no definitive answer valid for all times and situations.

Studienleistung für Studierende der Geschichtswissenschaften: drei Protokolle, abzugeben bei Prof. Fertig.