Als historische Quellen ersten Ranges sind Inschriften seit langem erkannt, zunächst für die griechische und römische Antike, Zeiten also, die vergleichsweise wenig schriftliches Quellenmaterial hervorgebracht haben. Seit im 19. Jahrhundert damit be¬gonnen wurde, antike Inschriften in Corpus-Werken herauszugeben, entwickelte sich schrittweise die Epigraphik, die wissenschaftliche Methode, inschriftliche Texte angemessen zu beschreiben, zu transkribieren und zu edieren. Dies erwies sich als hilfreich, als man in der Mitte der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts überall in Europa damit begann, sich auch den mittelalterlichen und frühneuzeitlichen inschriftlichen Texten zuzuwenden. Der Unterschied dieser zu den antiken Inschriften be¬steht in erster Linie in ihrem Rezeptionsgrad: Sie waren für eine größere Öffentlichkeit bestimmt, wie Konzeption und Ausführung erkennen lassen. Gut erkennbar ist dies für solche Texte, die an Gebäuden und Grabdenkmälern erhalten sind, weiterhin für Stifterinschriften an Kirchengerät und Beischriften zu bildlichen Darstellungen.
Doch verstehen wir unter Inschriften insgesamt "Beschriftungen verschiedener Materialien - in Stein, Holz, Metall, Leder, Stoff, Email, Glas, Mosaik usw. -, die von Kräften und Methoden hergestellt sind, die nicht dem Schreibschul- oder Kanzlei¬betrieb angehören" (R. Kloos). Entgegen landläufiger Meinung sind darunter also nicht nur Texte an Gebäuden, Glocken oder Denkmälern zu verstehen, sondern auch solche, die auf Mobilien, manchmal kleinsten Artefakten, angebracht wurden.
Die Übung wird die paläographischen Grundlagen, mittelalterliche und frühneuzeitliche Inschriftentechniken und -gattungen, ihre religiöse und rechtliche Bedeutung sowie Lese-, Transkriptions-, Editions- und Reproduktionstechniken zum Thema haben.
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