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Seminar: E-Learning (MA-MII-nMII) "Antisemitismus" bürgerlicher Autoren im 19. Jhd.? Brentano, Arnim, Freytag, Fontane, Treitschke - Details
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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: E-Learning (MA-MII-nMII) "Antisemitismus" bürgerlicher Autoren im 19. Jhd.? Brentano, Arnim, Freytag, Fontane, Treitschke
Semester WS 2020/21
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 15
maximale Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
beteiligte Einrichtungen Institut für Germanistik
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Offizielle Lehrveranstaltungen
Erster Termin Donnerstag, 05.11.2020 18:00 - 19:30, Ort: Seminarraum 7 (R.1.32) [EA 26-27]

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Das 19. Jh. war die Ära des Aufstiegs der bürgerlichen Gesellschaft und auch der Judenemanzipation als Teil der Durchsetzung bürgerlicher Prinzipien. Mit dem Wandel von der ständischen Feudalordnung zur bürgerlichen Gesellschaft veränderte sich somit auch die Stellung der Juden – von einer ständisch gesonderten Teilgruppe zu einer Minderheit, die sukzessive eine rechtliche Gleichstellung erfuhr. In religiösen, kulturellen, sozialen und ökonomischen Belangen zieht sich aber eine permanente Diskussion durch das Jahrhundert, in welchem Maße ‚Juden‘ anders sind, anders bleiben wollen, anders bleiben sollen, oder ‚Deutsche‘ bzw. ‚Bürger‘ wie andere auch sind bzw. sein können. Zeitgenössisch wird das im 19. Jh. als ‚Judenfrage‘ diskutiert.

Literatur ist ein besonderes Medium, um gesellschaftliche Fragen zu thematisieren; literarische Texte stellen Verhältnisse auf besondere Weise dar – mehr anschaulich als analytisch, mehr individualisierend als verallgemeinernd, mehr Fragen ermöglichend als konkrete Antworten präsentierend. Und, ganz unterschiedliche Darstellungsweisen einsetzend, je nach Text in ‚Scherz, Satire, Ironie, tiefere Bedeutung‘.

Wir haben vier Autoren und Textgefüge ausgesucht, an denen wir durch das 19. Jh. gehend exemplarisch Fallbeispiele der Thematisierung der ‚Judenfrage‘ in (drei Mal) literarischen und (ein Mal) publizistischen Texten analysieren wollen. Das Ziel des Seminars besteht darin, die Les- und Interpretierbarkeit von Texten bürgerlicher Autoren/‚bürgerlicher‘ Literatur des 19. Jh. an diesen konkreten Beispielen zu unternehmen und zu üben. Hierzu werden wir viele Fragen an die Texte stellen, die Texte intensiv lesen, Kenntnisse zum historischen Kontext auswählen und aneignen, und viel gemeinsam darüber diskutieren. Fragen werden etwa sein:
Wie kann ich Texte zu einem solchen Thema analytisch lesen und interpretieren?
Was macht einen Text zu einem Text mit antijudaischer oder antisemitischer Tendenz?
Was mache ich mit sich unterscheidenden ‚Sagbarkeiten‘ und Rezeptionsbedingungen zwischen der Entstehungszeit und der heutigen Zeit?

Für das Wintersemester ist überdies eine Vortragsreihe organisiert worden, die unter dem Titel „Die Ambivalenz der Judenemanzipation“ an sechs Montagen im IZEA (Christian-Thomasius-Zimmer) stattfindet (vgl. https://www.izea.uni-halle.de/veranstaltungen/uebersicht.html) und unser Seminar hervorragend ergänzt. Den ersten Vortrag hält Silvia Richter am 3. November 2020 – Titel: „Theoretische und praktische Judenfeindschaft in der Aufklärung“.

Jene Texte, die Sie zum Seminarbeginn gelesen haben sollten, sind im Folgenden unter a) aufgeführt. Unter b) nennen wir Texte, die optional herangezogen werden können.

Achim von Arnim
a) Verpflichtende Seminarlektüre
- Ueber die Kennzeichen des Judentums. Bericht von einem der Mitglieder des gesetzgebenden Ausschusses (1811), in: Stefan Nienhaus (Hg.), Achim von Arnim, Texte der deutschen Tischgesellschaft, Tübingen 2008, 107-128.
- Clemens Brentano, Der Philister in, vor und nach der Geschichte (1811), in: Stefan Nienhaus (Hg.), Achim von Arnim, Texte der deutschen Tischgesellschaft, Tübingen 2008, 38-86,

b) Zusätzliche Texte
- Arnim, Achim von, Die Majoratsherren (1820)
- Arnim, Achim von, Halle und Jerusalem (1811)/ND Heidelberg 2013, mit einem Nachwort von Armin Schlechter (S. 437-506)

Gustav Freytag
a) Verpflichtende Seminarlektüre
- Juden in Breslau (Grenzboten 1849; G. Freytag, Vermischte Aufsätze, II, Leipzig 1903, 339-47)
- Das Ghetto von Prag (Grenzboten 1851, I, 57-63)

b) Zusätzliche Texte
- Soll und Haben (1855)
- Die Journalisten (1852/54) http://www.zeno.org/nid/20004788974

Theodor Fontane
a) Verpflichtende Seminarlektüre
- Die Juden in unsrer Gesellschaft (Bd. 1, S. 422, Kommentar in Bd. 2)
- Adel und Judenthum in der Berliner Gesellschaft (Bd. 1, S. 422f., Kommentar in Bd. 2)
- L’Adultera

Heinrich von Treitschke
a) Verpflichtende Seminarlektüre
v. Treitschke, Heinrich, Unsere Aussichten, in: PJ 44.1879, H. 5, 559-76, hier nach: Karsten Krieger Hg., Der "Berliner Antisemitismusstreit" 1879-1881, 2 Bde., München 2004, hier I, 6-16

b) Zusätzliche Texte
Ahlwardt, Hermann, Die Judenfrage, Leipzig 1892
Stöcker, Adolf, Unsere Forderungen an das moderne Judentum (Rede, gehalten am 19. Sept. 1879 in der christlich-sozialen Arbeiterpartei), in: ders., Christlich-Sozial. Reden und Aufsätze, Berlin 1890, 359-69
Stöcker, Adolf, Das Überwuchern des Judentums in den höheren Schulen (Landtagsrede 20.3.1890), in: ders., Christlich-Sozial. Reden und Aufsätze, Berlin 1890, 485-94

c) Literatur:
Krieger, Karsten (Hg.), Der "Berliner Antisemitismusstreit" 1879-1881, 2 Bde., München 2004
Kampe, Norbert, Studenten und „Judenfrage“ im deutschen Kaiserreich. Die Entstehung einer akademischen Trägerschicht des Antisemitismus, Göttingen 1988
Jensen, Uffa, Gebildete Doppelgänger. Bürgerliche Juden und Protestanten im 19. Jh., Göttingen 2005

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Zeitgesteuerte Anmeldung: (MA-MII-nMII) "Antisemitismus" bürgerlicher Autoren im 19. Jhd.? Brentano, Arnim, Freytag, Fontane, Treitschke".
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist möglich von 12.10.2020, 00:00 bis 30.10.2020, 23:59.
  • Es wird eine festgelegte Anzahl von Plätzen in den Veranstaltungen verteilt.
    Die Plätze werden in der Reihenfolge der Anmeldung vergeben.