Um die Jahrhundertwende glaubte nicht nur das deutsche Kaiserreich, "herrlichen Zeiten" entgegenzugehen. Zwischen 1880 und 1914 erlebte Europa eine Phase tiefgreifender, alle Lebensbereiche umfassender Veränderungsprozesse, die trotz ihrer Janusköpfigkeit zumeist als faszinierende Modernisierung wahrgenommen wurde: Hierfür stehen die Durchsetzung der Industriegesellschaft, die Triumphe der Naturwissenschaften, die Beschleunigung der Lebenswelt durch Technisierung und Motorisierung, neue Ausdrucksformen in Kunst und Architektur und eine zunehmende Urbanisierung, die gleichermaßen durch prachtvolle Boulevards und wachsenden Wohnkomfort wie durch Mietskasernen und Elendsquartiere charakterisiert wurde. Neue Formen politischer Kultur bildeten sich heraus mit einer massenmedial geprägten Öffentlichkeit, einer sukzessiv erweiterten Partizipationsbasis und einer nicht zuletzt durch den Nationalismus fortschreitenden Fundamentalpolitisierung breiter Bevölkerungsschichten. Europas Weltgeltung manifestierte sich in riesigen Kolonialreichen und globaler Dominanz seiner Ideen und Rechtsvorstellungen. Und doch stand am Ende Europas Selbstzerstörung im Ersten Weltkrieg.
Das Proseminar behandelt politische Rahmenbedingungen und untersucht die fundamentalen wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungsprozesse dieser prägenden Epoche europäischer Geschichte.
Es findet in monatlicher Blockform (Freitags 9-13 u. 14-16 Uhr) statt.
Termine: 9.10.09 (nur 9-11 Uhr - Einführungssitzung), 30.10.09, 20.11.09, 18.12.09, 15.1.10, 5.2.10.
Einführende Literatur: Fisch, Jörg: Europa zwischen Wachstum und Gleichheit 1850-1914, Stuttgart 2002 (= Handbuch der Geschichte Europas, Bd. 8); Görtemaker, Manfred: Geschichte Europas 1850-1918, Stuttgart 2002.
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The course is part of admission "Anmeldung gesperrt (global)".