Als „großer Unzeitgemäßer seiner Epoche“, als Typus des modernen Dichters schlechthin ging Heinrich von Kleist in die Literaturgeschichte ein (J. F. Lehmann). Bis heute erhitzen Kleists brutale und blasphemische Texte mit ihren geradezu monströsen Satzkonstruktionen nicht nur die Gemüter, sondern befeuern auch die literaturwissenschaftliche Neugier. Anhand einer überschaubaren Auswahl aus dem epischen, dramatischen und lyrischen Werk, den Erzählungen „Michael Kohlhaas“ und „Das Erdbeben von Chili“, den Dramen „Das Käthchen von Heilbronn“ und „Penthesilea“ sowie den Gedichten „Der Schrecken im Bade“ und „Das letzte Lied“, ergänzt um Exkurse zu Briefwechsel und Journalismus, werden folgende Aspekte behandelt und diskutiert: Funktion und Reichweite von Epochenbegriffen (Kleists Werk zwischen Klassik und Romantik), gattungstheoretische Grundbegriffe (Novelle, Märchendrama, Brief, Anekdote, Zeitungsartikel), Themen, Stoffe und Motive (Zufall, Blutrache, sexuelle Hörigkeit) sowie literaturwissenschaftliche Methoden (hermeneutische, semiotische und diskursanalytische Zugänge).
Teilnahmevoraussetzungen sind Lektüresicherheit und Übernahme eines Impulsreferates (Studienleistung); das Seminar wird mit einer Hausarbeit abgeschlossen (Modulteilleistung).
Textgrundlage des Seminars, folglich anzuschaffen und zu lesen sind: Michael Kohlhaas, Das Erdbeben von Chili, Das Käthchen von Heilbronn, Penthesilea (alle bei Reclam erhältlich) sowie Benedikt Jeßing, Ralph Köhnen (Hrsg.): Einführung in die Neuere deutsche Literaturwissenschaft. 3. überarb. und aktual. Aufl. München 2012.
Weitere einführende Literatur (auch im Semesterapparat): Johannes F. Lehmann: Einführung in das Werk Heinrich von Kleists. Darmstadt 2013; Ingo Breuer (Hrsg.): Kleist Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2009; David E. Wellbery (Hrsg.): Positionen der Literaturwissenschaft. Acht Modellanalysen am Beispiel von Kleists „Das Erdbeben in Chili“. 3. Aufl. München 1993.
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